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BEKO schreibt Veränderung groß und geht die digitale Transformation ohne Scheuklappen an.
Foto: BEKO Johannes Baumgartner-Foisner, Geschäftsführer BEKO Engineering & Informatik: „Digitalisierung kann man nicht erzwingen“ Bei BEKO stehen die Zeichen auf Veränderung. Das große Transformationsprojekt, das vergangenes Jahr unter dem Namen „One BEKO“ gestartet wurde, trägt Früchte. Der Technologiedienstleister hat seine Organisationsstruktur auf neue Beine gestellt und die früher regional verteilten Kompetenzen in den Geschäftsfeldern Informatik und Engineering sowie die Branchenkompetenzen gebündelt. „Heute steht unseren Kunden an jedem Standort das geballte BEKO-Know-how zur Verfügung“, erklärt Geschäftsführer Johannes Baumgartner-Foisner, der Anfang 2017 die Führung des Technologiedienstleisters übernahm, im Gespräch mit it&t business. „One BEKO geht jetzt in die zweite Runde. Der Schwerpunkt liegt aktuell darauf, die Unternehmenskultur an die neue Struktur heranzuführen. Das Schlagwort lautet eindeutig ‚noch mehr Agilität‘, aber was bedeutet das in der Realität? Für mich heißt das, dass wir die Hierarchien noch flacher gestalten und mehr Eigenverantwortung in die Teilorganisationen bringen wollen.“ Noch im vergangenen Jahr habe man begonnen, ein Team im Segment Automatisierung aufzubauen, das nach genau diesen Leitlinien arbeitet, berichtet der BEKO-Chef: „Der Team Lead sitzt in Salzburg, die Mitarbeiter sind auf ganz Österreich verteilt. Das funktioniert mit den heutigen technischen Möglichkeiten sehr gut. Klar ist aber auch, dass man hier mit althergebrachten, standardisierten Modellen der Mitarbeiterführung nicht weit kommt. Die Leute, die wir brauchen, arbeiten anders. Das ist eine große Herausforderung an die Organisationen, aber meiner Meinung nach auch der einzige Weg vorwärts.“ Denn: „Wer still steht, hat schon verloren.“
Unterstützt wird der Transformationsprozess durch ein neues technologisches Backend. „Führungskräfte brauchen Werkzeuge, mit denen sie die ‚New World of Work‘ auch im Tagesgeschäft umsetzen können“, sagt Baumgartner-Foisner. BEKO stellte dazu sein Software-Fundament auf neue Beine und ging kürzlich mit einer Lösung auf Basis von SAP by Design live – „on Time und in Budget“, wie Baumgartner-Foisner nicht ohne Stolz ergänzt. „Das System setzt voll auf Automatisierung. Das geht von einfachen Dingen wie der Zeiterfassung über das Vertriebsreporting bis hin zu komplexen Thematiken wie der Personalentwicklung, wo wir den HR-Verantwortlichen Tools zur Automatisierung von Mitarbeitergesprächen und gemeinsamen Zieldefinitionen mit den Mitarbeitern in die Hand geben.“
Der Erfolg gibt dem Dienstleister recht – Baumgartner-Foisner spürt klar Aufwind: „Die wirtschaftlichen Kenndaten entwickeln sich ausgezeichnet, die Konjunktur zieht an. Das merken wir als BEKO auch. In Geschäftsbereichen wie Maschinenbau stehen wir aktuell bei Vollauslastung, wir mussten kapazitätsbedingt sogar schon Aufträge ablehnen.“ Der Geschäftsführer sucht daher – nicht nur in diesem Bereich – händeringend nach geeignetem Fachpersonal. „ Wir befinden uns als innovativer Technologiebetrieb mitten im War for Talents“, sagt Baumgartner-Foisner. Künftig will man in „neuen“ Regionen Rekrutierungsmaßnahmen forcieren – ein neues Büro in Innsbruck wurde bereits eröffnet, in der Steiermark arbeitet man mit dem AMS zusammen (siehe Kasten) – sowie verstärkt das Gespräch mit den Universitäten suchen. „Es gibt in unserer Branche heute Sechsmonatszyklen, in denen technologisch gesehen selten ein Stein auf dem anderen bleibt. Das lässt sich am Beispiel von SAPs IoT-Plattform Leonardo sehen: Wir haben mit der Thematik vor etwa einem Jahr begonnen, heute stehen wir, was Einsatzmöglichkeiten und Prozesse in diesem Bereich angeht, auf einem ganz anderen Fundament als damals. Der ganze Prozess passiert irrsinnig schnell, solche Dynamiken lassen sich in Lehrplänen nur schwer abbilden.“ BEKO arbeitet zurzeit im Rahmen der „BEKO Akademie“ an einem Trainee-Programm, das genau diese Segmente praxisnah vermitteln soll. „Wir müssen eine Lösung finden, mit der wir die Leute, die von der HTL oder auch von den FHs oder Universitäten zu uns kommen, abholen und möglichst rasch auf ein Level bringen, mit dem sie im Unternehmen andocken können. Alles andere ist für alle Seiten frustrierend“, so Baumgartner-Foisner.
BEKO-intern geht es also mit Volldampf in Richtung Digitalisierung und Automatisierung. Kundenseitig fährt der Technologiedienstleister eher einen evolutionären Ansatz: „Wir kennen alle das disruptive Element, das heute das Maß aller Dinge sein soll – und teilweise auch ist, wenn man sich Segmente wie die Musikindus-trie oder die Taxibranche anschaut. Nur gilt das meiner Meinung nach nicht für jedes Unternehmen. Mit der Keule zum Kunden zu gehen, das gesamte Geschäftsmodell in Frage zu stellen und laut ‚Digitalisierung‘ zu schreien ist möglicherweise nicht immer zielführend. Digitalisierung kann man nicht erzwingen. Auch ist die Akzeptanz der Maßnahmen höher, wenn man Step by Step vorgeht und die Neuerungen ins bestehende Geschäft einfließen lässt.“ Das Kernproblem ist laut Baumgartner-Foisner, dass Mittelständler oft nicht die Kapazitäten und das Know-how für entsprechende Projekte haben, „und hier kommen wir als Dienstleister ins Spiel“. Bei aller Sensibilität betreffend Digitalisierung sei jedoch eines klar: „Der Zug ist vielleicht noch nicht abgefahren, aber er rollt schon.“
Ein weiterer zentraler Punkt ist, dass sich IT-Dienstleister viel stärker als früher mit dem Business des Kunden auseinandersetzen müssen. „Das ist vor allem eine Herausforderung an den Vertrieb“, erklärt Baumgartner-Foisner. „Es geht um Fragen wie ‚Wo steht der Kunde in puncto Digitalisierung, wo steht er im Markt? Wer ist der Mitbewerb? Welche Ansätze sind bereits da?‘. Der einzelne Vertriebsmitarbeiter übernimmt heute viel stärker die Rolle des Prozessengineers.“
Diese Prozesssicht verändert auch die Herangehensweise an ein Projekt. „Im Laufe des Projekts hat man dann gemeinsam mit dem Kunden eine klare Lösung vor Augen. Wie diese zur technischen Realisierung kommt, ist dabei immer öfter zweitrangig.“ Wichtig sei in diesem Zusammenhang ein starkes Partnernetzwerk, so Baumgartner-Foisner: „Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Wir wollen uns als Unternehmen verstärkt öffnen und mit Partnern zusammenarbeiten – von den großen Technologiepartnern wie Microsoft oder SAP, die die Basistechnologien liefern, bis hin zu den vielen ‚Hidden Champions‘ die es in Österreich und darüber hinaus gibt, wenn es um Spezialthemen geht.“ Ein Beispiel ist das Thema Augmented Reality. „Hier arbeiten wir mit einem erfolgreichen Tiroler Anbieter zusammen. Die Spezialisten haben sehr oft in ihrer Nische viel mehr Erfahrung, warum sollte man diese Skills nicht nützen?“ Den Schritt nach außen zu wagen, verlangt natürlich auch ein gerüttelt Maß an Selbstreflexion – aber, so Baumgartner-Foisner, „für mich liegt in der Kooperation aufgrund der Komplexität der Themen eindeutig die Zukunft. Einzelkämpfertum funktioniert einfach nicht mehr.“
BEKO geht im „War for Talents“ neue Wege und unterstützt eine Ausbildungsinitiative des steirischen Arbeitsmarktservice (AMS). Gemeinsam mit drei weiteren steirischen Leitbetrieben beteiligt sich der Technologiedienstleister an einem Projekt für Programmierer. Ziel ist es, Arbeitslosen oder Beschäftigten, die Gefahr laufen, arbeitslos zu werden, eine neue berufliche Perspektive zu bieten.
250 Interessierte haben an den Info-Veranstaltungen teilgenommen. 20 von ihnen wurden für den ersten, siebenmonatigen Intensivkurs ausgewählt. Weitere Kurse sollen folgen. BEKO untersützt das Programm mit einem Workshop und in weiterer Folge erhalten einige Teilnehmer die Möglichkeit, ein zweiwöchiges Praktikum bei BEKO in Graz zu absolvieren.
„Die Initiative ist ein gelungener Brückenschlag zwischen Ausbildung und Praxis, schließlich konnten die Unternehmen ihre Anforderungen und Expertisen bei der Zusammenstellung des Programms einbringen“, so BEKO-Geschäftsführer Johannes Baumgartner-Foisner. „Es bleibt zu hoffen, dass ähnliche Projekte auch in anderen Bundesländern entwickelt werden.“