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Studie: Lohnstagnation und strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt fördern den Fachkräftemangel.
Seit einigen Jahren lässt sich weltweit ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen beobachten. Unerklärlich ist für Ökonomen jedoch weiterhin, dass der erwartete Anstieg der Löhne daraufhin bislang ausgeblieben ist. Dies hat laut der achten Ausgabe des Hays Global Skills Index zum ungewöhnlichen Phänomen einer weltweiten Lohnstagnation geführt. Der Report wurde vom internationalen Personaldienstleister Hays in Zusammenarbeit mit Oxford Economics veröffentlicht.
Hays Österreich Geschäftsführer Mark Frost: „Insgesamt geht es der Wirtschaft in Österreich gut. Im Großen und Ganzen betrachtet, konnte der positive Aufschwung der ersten Jahreshälfte 2018 im dritten und vierten Quartal nicht beibehalten werden. Die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen nahm ab, was mit einem allgemeinen Konjunktureinbruch und negativen Tendenzen auf dem deutschen Markt einherging, die vor allem von der schwachen Automobilindustrie angeführt wurden. Nichtsdestotrotz herrscht in der heimischen Exportbranche Optimismus und der Fachkräftemarkt in Österreich entwickelt sich weiterhin gut, wobei ein starker Fokus auf den technischen Kompetenzen im IT-Sektor und Rollen im Zusammenhang mit Industrie 4.0 liegt. Das Wachstum kommt nicht nur aus allen industriellen Bereichen, sondern auch aus dem Dienstleistungssektor, und bietet Fachkräften ein insgesamt positives Umfeld. In verschiedenen Sektoren ist eine starke und stetig zunehmende Nachfrage zu verzeichnen, vor allem in den Bereichen IT, Ingenieurswesen, Life Sciences und der Finanzbranche. Dementsprechend steigt der Druck in den Branchen mit hohem Qualifikationsniveau.“
Der Gesamtindexwert liegt wie schon 2018 unverändert bei 5,4 – trotz zunehmender geopolitischer Unsicherheit auf den weltweiten Märkten. Dieser Wert setzt sich aus sieben Hauptindikatoren zusammen, die für alle 33 untersuchten Märkte ermittelt wurden. Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Arbeitskräfte haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Trends wie die Lohnstagnation, die Unterbeschäftigung von Erwerbstätigen, die gerne eine Vollzeitbeschäftigung ausüben würden, aber keine finden, und der Fachkräftemangel in verschiedenen Regionen der Welt tragen zu den regional unterschiedlich ausfallenden Indexwerten bei.
Der „Talent Mismatch Indicator“ – eine Kennzahl zur Bemessung des Fachkräftemangels – stieg 2019 im Vorjahresvergleich von 6,6 auf 6,7 und somit auf den höchsten Stand seit seiner Einführung im Jahr 2012. Dieser besorgniserregende Trend führt zu einer wachsenden Lohnungleichheit zwischen hoch- und geringqualifizierten Arbeitskräften, insbesondere in der Region Asien-Pazifik. Darüber hinaus ist das Angebot an den meistgesuchten Fachkräften weltweit gering, was vor allem in Nordamerika zu einer rückläufigen Erwerbsquote führt und die Unterbeschäftigung weiter in die Höhe treibt.
Der diesjährige Index identifiziert die rasante technologische Entwicklung als einen der Hauptfaktoren für die Verschärfung von Unterbeschäftigung und Fachkräftemangel, da Arbeitgeber Schwierigkeiten haben, freie Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen. Er rät Regierungen und Unternehmen, sicherzustellen, dass Erwerbstätige auf die Automatisierung vorbereitet werden – und zwar durch Schulung und gezielte Weiterbildung in ihren aktuellen Berufen, insbesondere in Bezug auf Kompetenzen, die weniger einfach ausgelagert oder automatisiert werden können wie zum Beispiel kreatives und kritisches Denken.
Auch der technologische Fortschritt trägt laut dem Report zur globalen Lohnstagnation bei – selbst in den führenden Industriestaaten. Studien des Internationalen Währungsfonds (IWF) führen den Rückgang der Lohnquote zur Hälfte auf technologische Verbesserungen zurück. Die aktuelle Lohnstagnation zeigt, dass ein hoher Beschäftigungsgrad nicht mehr mit steigenden Löhnen einhergeht und stattdessen auf strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Gesetze, die die Mobilität von Arbeitskräften beschränken, reduzieren die Wettbewerbsfähigkeit und sind für Unternehmen langfristig von Nachteil.
Schließlich analysiert der Bericht die potenziellen Auswirkungen der Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt auf Arbeitsplätze und Löhne. Immer mehr Studien zeigen, dass die Löhne in typischen Frauenberufen niedriger sind und diese Berufe zudem einem stärkeren Einfluss durch Globalisierung und Automatisierung unterliegen. Der hohe Anteil an Frauen in bestimmten Routineberufen erklärt beinahe fünf Prozent der sogenannten „Gender Pay Gap“. Zudem sind diese Berufe leichter zu automatisieren. Gleichzeitig könnte die berufliche Geschlechtersegregation Frauen in Entwicklungsländern daran hindern, von den Vorteilen der Globalisierung zu profitieren.
Vor dem Hintergrund wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit und des kontinuierlichen technologischen Fortschritts müssen Arbeitgeber in die langfristige Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, Unterbeschäftigung durch strategische Aufteilung von Humankapital minimieren und Arbeitskräfte weltweit in die Lage versetzen, angesichts sich verändernder Arbeitsbedingungen beruflich erfolgreich zu sein.
Link: Ergebnisse zu Österreich