Digitalisierung, Cloud und IoT: Nagarro-Chef Damianos Soumelidis im Gespräch mit Christine Wahlmüller
Soumelidis: Anecon hat die Schwerpunkte SW-Quality Lifecycle, Testing, Applikationsentwicklung und Agile Beratung mitgebracht, Nagarro kommt auch aus dem Entwicklungsumfeld, aber ist sehr stark technologieverbunden und eng verzahnt mit der digitalen Transformation. Wir haben eine starke Cloud DNA – darauf setzt alles auf. Durch die Verschränkung unserer Portfolios können wir den gesamten Bedarf an IT-Entwicklung und Integration anbieten, aber auch den Entwicklungsabteilungen in den Unternehmen helfen, ihre Qualitätsstandards zu heben und zu testen.
Jetzt ist Digitalisierung so ein großes Schlagwort. Was sind denn für Sie die wichtigsten Eckpunkte, wenn es um digitale Transformation geht?
Im Prinzip dreht sich heute alles um Daten. In einer connected Welt gibt es datenproduzierende, datensammelnde, datenverarbeitende und dateninterpretierende Geräte, Systeme und Plattformen. Sinnvollste Basis der IoT Welt ist die Public Cloud – in Verbindung mit intelligenten IoT Frameworks und hochperformanten Datenbanken ist die notwendige Technologie heute vorhanden. Auf den Data Lakes setzen modulare Dashboards, BI- und intelligente Systeme wie Machine Learning und Deep Learning auf. Wichtig ist zusätzlich die Rückkoppelung, d.h. das Einfließen der Erkenntnisse in das operative Tagesgeschäft. Natürlich darf nicht auf die intelligente Einbindung der Mitarbeiter vergessen werden.
Die Theorie ist klar, aber wie startet man als Unternehmen in die digitale Transformation?
Wir haben da einen Drei Schritte Approach. Am Anfang gibt es einen Ideation Workshop mit einem Team des Kunden, bestehend aus IT, Fachbereichen und wenn möglich auch der Geschäftsführung. Die zentrale Frage dabei ist: Wo können entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens neue Technologien sinnvoll eingesetzt werden? Es ist erstaunlich, was in diesem moderierten Prozess an Ideen zusammenkommt. Daraus ergeben sich einige Use Cases, die auf Machbarkeit und Business Value bewertet und analysiert werden. Ergebnis sind in der Regel zwei konkrete Use Cases, die man als Proof-of-Concept umsetzt. In 90 bis 95 Prozent der Fälle machen die Unternehmen dann weiter.
Wie oft haben Sie diese Art von Beratung jetzt schon gemacht?
Sechs bis sieben dieser Prozesse haben wir erfolgreich durchlaufen, bei einigen sind wir gerade mittendrin. Bei einem Telekomunternehmen ist ein Smart-Glass Projekt entstanden, das in der Errichtung und Qualitätssicherung unterstützend zum Einsatz kommen soll. Ein spannender Use Case könnte sich auch in der Forstwirtschaft ergeben. Es geht dabei um die Überprüfung von Baumschwund: Über Bilderkennung und intelligente Algorithmen kann man mittels Pattern-Recognition und Machine Learning die Beladung von LKWs vergleichen und daraus Rückschlüsse ziehen. Umgesetzt werden diese Use Cases auf Basis von Microsoft Azure, Google Cloud, AWS oder IBM Technologien.
Das heißt, Sie setzen in der Umsetzung auf Public Cloud?
Cloud ist nahezu immer die Basis. Dinge, die wir jetzt frisch implementieren, passieren auf serverless Prinzipien, mit den Frameworks der Anbieter. Bei Amazon ist es Lambda, bei MS Azure ist es Azure Functions, bei Google Cloud Functions. Damit bieten alle drei Anbieter genau die erforderlichen IoT-, AI- oder Chatbot-Funktionalitäten an.
Woher holen Sie sich das Know-how und die notwendigen Umsetzungs-Kompetenzen?
Wir haben es da als Nagarro gut. Wir haben 10 bis 15 Centers of Excellence (CoE), die uns mit Technologie- und internationaler Projekt-Expertise zur Verfügung stehen. Sie beschäftigen sich intensiv mit Forschung, Technologien und Presales. Aus Österreich wird übrigens das globale Cloud CoE der Nagarro Gruppe gesteuert. Außerdem arbeiten wir mit einem hybriden Delivery-Modell: Das heißt, die lokalen Mitarbeiter werden remote unterstützt – offshore oder nearshore.