Das österreichische Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) betreibt seine neue Nextcloud-Plattform vollständig auf eigener Infrastruktur in Österreich. Damit stärkt das Ministerium Datenschutz, Sicherheit und Unabhängigkeit im Einklang mit DSGVO und der NIS2-Richtlinie – und sendet ein Signal an den öffentlichen Sektor.
Foto: Nextcloud
v.l.n.r.: Florian Zinnagl, CISO des BMWET, Frank Karlitschek CEO und Gründer von Nextcloud, Martin Ollrom, CIO des BMWET, Markus Windecker, Senior Partner Manager bei Nextcloud
In einer Zeit, in der Datenschutz, technologische Abhängigkeit und rechtliche Compliance zunehmend an Bedeutung gewinnen, geht das österreichische Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) einen eigenständigen Weg. Statt Cloud-Dienste außereuropäischer Anbieter zu nutzen, setzt das Ministerium künftig auf Nextcloud, betrieben auf österreichischen Servern unter eigener Kontrolle. Ziel ist es, die digitale Zusammenarbeit sicherer und unabhängiger zu gestalten – ein Schritt, der weit über die IT-Abteilung hinausweist.
Das BMWET stand vor der Aufgabe, seine digitale Zusammenarbeit neu zu organisieren. Eine Risikoanalyse ergab, dass eine rein US-amerikanische Cloud-Architektur mit Blick auf sensible Daten rechtliche Unsicherheiten birgt. Die Entscheidung fiel daher zugunsten einer Lösung, die europäische Datenschutzstandards konsequent einhält.
„Wir tragen Verantwortung für eine große Menge sensibler Daten – von Mitarbeitenden, Unternehmen und auch Bürger*innen. Als öffentliche Institution nehmen wir diese Verantwortung sehr ernst“, erklärt Florian Zinnagl, Chief Information Security Officer des BMWET. „Daher erachten wir es als kritisch, für die Verarbeitung all dieser Informationen auf Cloud-Lösungen nicht-europäischer Konzerne zu vertrauen.“
Mit der neuen Plattform bleiben alle sensiblen Informationen in Österreich. Die gesamte Kommunikation und Zusammenarbeit erfolgt über ein System, das vollständig vom Ministerium betrieben wird.
Nach einer Testphase wurde Nextcloud innerhalb von nur vier Monaten von einem Proof of Concept bis zum flächendeckenden Einsatz bei rund 1.200 Mitarbeitenden eingeführt. Eine begleitende Informationskampagne, gezielte Schulungen und eine schrittweise Migration sorgten laut Ministerium für hohe Akzeptanz und einen reibungslosen Ablauf.
„Nach einer Testphase wurde die neue Plattform innerhalb von nur wenigen Monaten für rund 1.200 Mitarbeitende eingeführt. Eine umfangreiche Informationskampagne, klare Kommunikation, Schulungen und ein schrittweiser Übergang sorgten für hohe Akzeptanz und einen reibungslosen Ablauf“, sagt Martin Ollrom, Chief Information Officer des BMWET. „Durch die Integration in bestehende Systeme konnten wir unseren digitalen Servicekatalog und letztlich die Zusammenarbeit stark modernisieren, ohne die gewohnten Abläufe der Kolleginnen und Kollegen zu verändern.“
Zwar nutzt das Ministerium in einzelnen Bereichen weiterhin bestehende Tools wie Microsoft Teams, doch die Grundlage für eine schrittweise Unabhängigkeit sei geschaffen.
Auch von Seiten des Softwareanbieters wird die Entscheidung begrüßt. Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud, spricht von einem wichtigen Schritt für Europa: „Digitale Souveränität ist eine zentrale Voraussetzung für Europas Zukunft. Dass das österreichische Wirtschaftsministerium hier vorangeht, ist ein starkes Signal an andere öffentliche Institutionen, eigene Lösungen zu fördern und Abhängigkeiten zu reduzieren. Dass die Umsetzung binnen weniger Monate gelang, zeigt, dass sich auch komplexe IT-Vorhaben in der öffentlichen Verwaltung mit dem richtigen Support erfolgreich realisieren lassen.“
Mit diesem Schritt reiht sich das BMWET in eine wachsende Zahl öffentlicher Institutionen ein, die auf Open-Source-Software und lokale Infrastruktur setzen.
Das BMWET verweist auf Beispiele aus Deutschland, insbesondere das Bundesland Schleswig-Holstein, das einen vollständig digitalen, souveränen Arbeitsplatz auf Basis von Open Source eingeführt hat. „Wir beobachten mit großem Interesse, wie Schleswig-Holstein den Weg hin zu digitaler Souveränität gestaltet“, sagt Florian Zinnagl. „Das zeigt, dass Open Source nicht nur ein technischer, sondern ein strategischer Ansatz ist – für mehr Unabhängigkeit, Innovation und Sicherheit in der öffentlichen Verwaltung. Wir finden diese konsequente Umsetzung beeindruckend, sind auch mit den Zuständigen auf Landesebene im Austausch und wollen die vielen alternativen Ansätze aus dem Vorhaben auch bei uns im Ressort mitberücksichtigen.“
Das Beispiel des BMWET verdeutlicht, dass digitale Souveränität kein theoretisches Konzept bleiben muss. Durch strategische Entscheidungen und die konsequente Umsetzung technischer Maßnahmen kann sie Schritt für Schritt Realität werden – und als Vorbild für weitere öffentliche Einrichtungen in Österreich und der EU dienen.
Die Case Study in englischer Sprache steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung.