Künstliche Intelligenz ist längst aus der Nische herausgewachsen und prägt den Alltag vieler Unternehmen. Vielfach liefern KI-Modelle beeindruckende Ergebnisse, doch bei komplexen Aufgaben stoßen sie auch schnell an ihre Grenzen. Hier kommen Multi-Agenten-Systeme (MAS) ins Spiel: Sie kombinieren spezialisierte, autonome KI-Agenten zu einem leistungsfähigen Team, das mehr leisten kann als jeder Agent für sich allein.
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Der Gastautor, Kay-Michael Krödel, Solutions Architect bei Amazon Web Services, ist Experte für das Design und die Implementierung skalierbarer Cloud-Lösungen, die eine Steigerung von Innovation und Effizienz ermöglichen.
Ein Multi-Agenten-System besteht aus mehreren KI-Agenten, die jeweils über eigene Sensoren, Entscheidungslogik, Aktoren und Kommunikationsschnittstellen verfügen. Jeder Agent ist also eine Art Mini-KI mit einem bestimmten Fokus. Der Clou: Die Agenten arbeiten zusammen, koordinieren sich und lösen Aufgaben gemeinschaftlich – ähnlich wie Mitarbeitende in einem Team.
Die Architektur solcher Systeme ist bewusst dezentral angelegt. Je nach Anforderung können sie hierarchisch organisiert sein (mit Manager-Agenten, die Worker steuern), als Peer-to-Peer-Netzwerk arbeiten oder auf sogenannten Blackboard-Strukturen basieren, bei denen alle Agenten auf eine gemeinsame Wissensbasis zugreifen.
Die Besonderheit von MAS liegt in drei Prinzipien:
Damit MAS im Unternehmenseinsatz funktionieren, braucht es robuste technische Grundlagen. Typisch sind etwa:
Gerade in Cloud-Umgebungen entfalten Multi-Agenten-Systeme ihr Potenzial. Amazon Bedrock und SageMaker ermöglichen es, Modelle auszuwählen, bereitzustellen und nahtlos in Workflows einzubinden. EventBridge oder Kinesis übernehmen die asynchrone Kommunikation zwischen Agenten, während CloudWatch Einblicke in Performance und Stabilität gibt.
Eine besondere Rolle spielt dabei CrewAI: Das Framework unterstützt die rollenbasierte Orchestrierung von Agenten und erlaubt es, komplexe Abläufe über Templates oder individuelle Konfigurationen (YAML/JSON) zu definieren. So können Unternehmen passgenaue Agententeams für ihre jeweiligen Anforderungen zusammenstellen.
In einer Zeit, in der Geschäftsprozesse immer dynamischer werden, eröffnet die MAS-Technologie Unternehmen neue Chancen. So können Agenten etwa in Echtzeit auf Veränderungen reagieren – ob in der Produktion, im Kundenservice oder in der IT-Sicherheit – und damit ein hohes Maß an Flexibilität gewährleisten. Gleichzeitig lassen sich Multi-Agenten-Teams je nach Bedarf erweitern oder verkleinern, ohne dass die gesamte Architektur neu aufgesetzt werden muss. Auch in puncto Transparenz bieten MAS klare Vorteile: Durch die dezentrale Entscheidungslogik und ein strukturiertes Monitoring bleibt jederzeit nachvollziehbar, warum ein System eine bestimmte Entscheidung getroffen hat – ein Aspekt, der für Compliance und Vertrauen im Unternehmensumfeld von zentraler Bedeutung ist.
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