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Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen wird durch den Einsatz lokaler, gemeinschaftlich gesammelter Daten revolutioniert. Dieser Ansatz verändert das Katastrophenmanagement grundlegend: Statt eines zentral gesteuerten, reaktiven Systems entsteht ein proaktives, dezentrales und von der Gemeinschaft getragenes Modell.
Foto: Amazon
Werner Vogels ist Chief Technology Officer bei Amazon.com, wo er für die Entwicklung der kundenorientierten Technologievision des Unternehmens verantwortlich ist. Als eine der treibenden Kräfte hinter Amazons-Cloud-Computing-Ansatz ist es seine Leidenschaft, jungen Unternehmen dabei zu helfen, globale Größe zu erreichen, und Unternehmen in schnelllebige digitale Organisationen zu verwandeln.
Vom Taifun-Gürtel bis hin zum australischen Busch – die Häufigkeit und Intensität von Naturkatastrophen nehmen weltweit zu. Die heutigen Systeme zur Katastrophenbewältigung kämpfen oft mit fragmentierten oder schwer zugänglichen Daten, insbesondere in gefährdeten und isolierten Regionen. Jüngste Ereignisse, wie die Hurrikane Helene und Milton im Südosten der USA, verdeutlichen das: Binnenregionen waren stark betroffen, und wichtige Ressourcen blieben unerfasst, da diese Gebiete als geringes Hurrikan-Risiko eingestuft wurden. Diese Ereignisse verdeutlichen eine kritische Wahrheit: In einem Zeitalter zunehmender Katastrophen sind zeitnahe und zugängliche Daten nicht nur hilfreich – sie sind essenziell.
Daten stehen im Zentrum einer effektiven Katastrophenvorbereitung – sie ermöglichen es, wichtige Informationen zu sammeln, in einem strukturierten Rahmen zu organisieren und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Während zentrale Hilfsmaßnahmen Vorteile wie die Mobilisierung großflächiger Ressourcen bieten, fehlt ihnen oft die Agilität und Dynamik, die für schnelle Reaktionen erforderlich sind. Derzeit erleben wir einen Wandel hin zu gemeinschaftszentrierten Plattformen, die Einzelpersonen befähigen, Verantwortung für ihre Sicherheit zu übernehmen. Mit der Verbreitung von Mobiltelefonen können Gemeinschaften vielfältige Informationen vor Ort erfassen. Während der Überschwemmungen 2022 in Lismore, Australien, nutzten Bewohner:innen soziale Medien und Google Sheets, um Rettungsaktionen zu koordinieren – und schufen so ein improvisiertes Daten-Ökosystem. Zunehmend entstehen auch Apps, die von Gemeinschaften genutzt werden, wie etwa "Watch Duty" zur Verfolgung von Waldbränden, die es Anwohner:innen ermöglichen, Echtzeit-Bedingungen zu melden und Reaktionen zu steuern.
Diese Basisinitiativen entwickeln sich zu dezentralisierten Resilienzsystemen. Fortschritte in Edge Computing und Satellitenkonnektivität während Katastrophen ermöglichen die Erfassung und Verarbeitung von Echtzeitdaten selbst unter extremen Bedingungen. Diese technologische Entwicklung zielt nicht nur auf schnellere Daten ab, sondern verändert auch Machtstrukturen, indem sie Entscheidungsprozesse näher an die am stärksten Betroffenen bringt. Dadurch erhalten Ersthelfer:innen und Bewohner:innen unmittelbaren Zugang zu umsetzbaren Erkenntnissen und können kritische Entscheidungen treffen, ohne auf zentrale Systeme warten zu müssen.
Um diese Vision zu verwirklichen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinschaften, lokalen Regierungen und humanitären Organisationen erforderlich. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich kürzlich die Einführung des „Now Go Build CTO Fellowship“ angekündigt habe. Als langjährige Führungskraft im Technologiebereich fühle ich eine tiefe Verantwortung, Organisationen und Einzelpersonen zu unterstützen, die Technologie nutzen, um soziale und ökologische Herausforderungen zu bewältigen. Die erste Kohorte umfasst das Humanitarian OpenStreetMap Team (HOT), das weltweit über 500.000 Freiwillige mobilisiert, um gefährdete Regionen zu kartieren, sowie Help.NGO, die Drohnen und Edge Computing mit AWS-Diensten einsetzen, um Echtzeitkarten von Katastrophengebieten zu erstellen und lokalen Helfer:innen hochauflösende Bilder und Echtzeitdaten bereitzustellen, wenn herkömmliche Kommunikationssysteme ausfallen.
Indem wir Daten und Entscheidungsbefugnisse in die Hände der Gemeinschaften legen, verbessern wir nicht nur die Katastrophenhilfe – wir schaffen ein Netzwerk von Katastrophenmanagementzentren, das die Vorbereitung stärkt. Angesichts zunehmender Katastrophen ist dieser Wandel von einem reaktiven zu einem proaktiven, datengetriebenen Ansatz in der Katastrophenvorsorge nicht nur wünschenswert – er ist absolut notwendig. Indem wir ein gemeinschaftszentriertes, datenorientiertes Modell annehmen, gestalten wir eine Zukunft, in der Technologie die menschliche Resilienz stärkt und es Gemeinschaften ermöglicht, eine zunehmend unvorhersehbare Welt mit Zuversicht und Eigenständigkeit zu meistern.
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Teil 3: Technologie gibt den Ausschlag bei der Wahrheitsfindung
Teil 5: Intentionsgesteuerte Verbrauchertechnologie setzt sich durch