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Zwei Jahre nach Inkrafttreten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) zieht eine aktuelle Studie von IntegrityNext und dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) Bilanz. Die Untersuchung zeigt, wie Unternehmen das Gesetz umsetzen, welche Herausforderungen bestehen und welchen Einfluss das LkSG auf Nachhaltigkeitsinitiativen sowie die künftige EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) hat.
Foto: IntegrityNext
Nick Heine, CCO von IntegrityNext
Die vierte Ausgabe der Studie liefert erstmals Erkenntnisse von Unternehmen, die seit 2024 unter die Bestimmungen des LkSG fallen. Bemerkenswert ist, dass 81 Prozent der nicht direkt betroffenen Unternehmen das Gesetz freiwillig zumindest teilweise umsetzen. Hauptgründe dafür sind die Vorbereitung auf die CSDDD (71 Prozent) sowie der steigende Druck durch Kunden (65 Prozent). Dies verdeutlicht, dass Nachhaltigkeitsanforderungen nicht nur durch gesetzliche Vorgaben, sondern zunehmend durch Markterwartungen getrieben werden.
Seit Januar 2023 unterliegen zahlreiche Unternehmen den Anforderungen des LkSG und berichten von konkreten Fortschritten. Die Umsetzung erfolgt vor allem durch Kontrollmechanismen wie Selbstauskünfte, vertragliche Zusicherungen und Lieferantenprüfungen. Besondere Bedeutung kommt digitalen Lösungen zu: 85 Prozent der großen Unternehmen setzen auf Software und Automatisierung, um die Einhaltung der Sorgfaltspflichten effizient zu gewährleisten. Im Mittelstand mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden liegt dieser Anteil jedoch nur bei 40 Prozent, was auf begrenzte Ressourcen hinweist.
Die Studie zeigt, dass 69 Prozent der großen Unternehmen ihre Lieferketten als entscheidenden Hebel für mehr Nachhaltigkeit sehen. Jedoch bleibt die Transparenz eine der größten Herausforderungen: 47 Prozent der Unternehmen geben an, unzureichende Kenntnisse über Nachhaltigkeitsrisiken bei mittelbaren Zulieferern zu haben. Dennoch sieht die Hälfte der Befragten das Gesetz als wichtigen Treiber für nachhaltige Entwicklung.
Zu den größten positiven Effekten zählen:
Erhöhte Transparenz in der Lieferkette (79 Prozent)
Bessere Prävention von Risiken (68 Prozent)
Erleichterung der Einhaltung eigener Nachhaltigkeitsziele (51 Prozent)
Das LkSG verändert nicht nur Prozesse, sondern hat auch Auswirkungen auf strategische Entscheidungen. 70 Prozent der Unternehmen erwarten eine verstärkte Fokussierung auf Lieferkettenmanagement und -transparenz. 56 Prozent gehen davon aus, dass Nachhaltigkeit künftig noch tiefer in die Unternehmensstrategie integriert wird. In diesem Zuge passen bereits 52 Prozent der befragten Unternehmen ihre KPIs an die neuen Anforderungen an.
Parallel dazu steigt die Investition in digitale Lösungen: 80 Prozent der Unternehmen setzen auf moderne Technologien, um ihre Lieferketten effizienter zu überwachen. Spezifische KI-Tools spielen jedoch bislang eine untergeordnete Rolle und werden erst von fünf Prozent der Unternehmen genutzt.
Nick Heine, CCO von IntegrityNext, betont: „Die Ergebnisse unserer Studie verdeutlichen, dass das LkSG mehr ist als eine regulatorische Pflicht – es bietet die Chance, globale Lieferketten transparenter, fairer und nachhaltiger zu gestalten. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv mitgestalten, stärken nicht nur ihre Zukunftsfähigkeit, sondern setzen ein starkes Zeichen für verantwortungsvolles Wirtschaften und sind so auf die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) ideal vorbereitet.“
Trotz aller Fortschritte bleibt die Umsetzung des LkSG anspruchsvoll. Insbesondere die Integration mittelbarer Zulieferer und die Verfügbarkeit von Ressourcen stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Gleichzeitig bereitet das Gesetz viele Unternehmen bereits auf kommende Regulierungen wie die CSDDD vor: 80 Prozent sehen darin eine wertvolle Grundlage, um sich frühzeitig anzupassen.
Nick Heine warnt jedoch vor den Folgen einer Aussetzung des Gesetzes: „Eine Aussetzung würde nicht nur Unsicherheit schaffen, sondern auch bereits erzielte Fortschritte untergraben, die entscheidende Weichen für nachhaltige Lieferketten gestellt haben. Jetzt aufzuhören bedeutet später wieder von vorne anzufangen – mit höheren Kosten und unter größerem Druck, wenn die EU-Richtlinie zur Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) in nationales Recht umgesetzt wird.“
Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des BME, fasst die Ergebnisse zusammen: „Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zeigt sich: Das LkSG setzt wichtige Impulse für Nachhaltigkeit und Menschenrechte, bleibt in der Umsetzung jedoch herausfordernd. Besonders die Transparenz in Lieferketten und die Einbindung mittelbarer Zulieferer stellen Unternehmen vor komplexe Aufgaben. Unsere Umfrage verdeutlicht: Mit klaren Leitlinien, digitaler Unterstützung und einer Harmonisierung von EU-Standards kann das Gesetz zu einem effektiven Werkzeug werden. Politik und Wirtschaft sind nun gefordert, gemeinsam die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.“