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Eine neue Studie von Tietoevry Austria beleuchtet die Haltung heimischer Führungskräfte zur Künstlichen Intelligenz (KI) und zeigt ein interessantes Phänomen auf: Während KI als entscheidender Transformationsfaktor für die Branche gesehen wird, wird die eigene Betroffenheit zurückhaltender eingeschätzt. Die größte Relevanz sehen die Befragten in den Bereichen Datenanalyse, Betrugserkennung und automatisierter Kundeninteraktion.
Foto: Joe and Jen Photo
Robert Kaup, Managing Director von Tietoevry Austria
Die Künstliche Intelligenz (KI) ist im österreichischen Finanz- und Versicherungssektor auf dem Vormarsch und wird als zentraler Innovationsfaktor wahrgenommen. Dies zeigt die jüngste Studie des IT-Dienstleisters Tietoevry Austria, für die 101 Führungskräfte der Branche in Österreich befragt wurden. Mehr als drei Viertel der Experten und Expertinnen (77 Prozent) prognostizieren, dass KI die Finanz- und Versicherungsbranche in den kommenden Jahren grundlegend verändern wird. Allerdings wird die Relevanz der KI für das eigene Unternehmen zurückhaltender eingeschätzt: Nur rund die Hälfte der Befragten sieht für das eigene Haus ebenso transformative Veränderungen. Dieses „Change-Paradoxon“ hebt die Studie besonders hervor und liefert Einblicke in die Gründe und Konsequenzen dieser Einschätzungen.
Robert Kaup, Managing Director von Tietoevry Austria, beschreibt die Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Branchenveränderung und der Erwartung für das eigene Unternehmen als ein typisches Muster bei Transformationsprozessen. „Die Wahrnehmung, dass Veränderungen stärker bei anderen Unternehmen zu spüren sind, ist häufig zu Beginn von Veränderungsprozessen zu beobachten“, erklärt Kaup. Das Ergebnis zeigt auf, dass der Sektor die Potenziale und Risiken der KI zwar erkannt hat, aber zögert, die gleichen disruptiven Auswirkungen im eigenen Unternehmen zu erwarten. Diese zögerliche Eigenwahrnehmung könnte sich langfristig auf die Innovationsfähigkeit auswirken, wenn andere Akteure frühzeitig neue Technologien einsetzen und somit Wettbewerbsvorteile aufbauen.
Trotz der Zurückhaltung bei der Eigenbetroffenheit sind sich die Führungskräfte über die entscheidenden Anwendungsgebiete für KI einig. Datenanalyse und Prognosen werden von 58 Prozent der befragten Führungskräfte als größtes Potenzial genannt. KI-gestützte Datenanalysen bieten die Möglichkeit, Kundenverhalten und Risiken genauer zu bewerten und so fundierte Entscheidungen zu treffen. Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich ist die Betrugserkennung und Verbesserung der Sicherheit. 46 Prozent der Führungskräfte sehen in KI-Systemen ein vielversprechendes Werkzeug, um betrügerische Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und Unternehmens- sowie Kundendaten optimal zu schützen. Automatisierte Kundeninteraktionen (42 Prozent) zählen ebenfalls zu den häufig genannten Prioritäten und versprechen, das Kundenerlebnis zu verbessern und gleichzeitig operative Kosten zu reduzieren.
Infografik: Tietoevry
„Welche sind die aus Ihrer Sicht relevantesten KI-Anwendungsbereiche für Ihr Unternehmen?“
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der die Innovationsfähigkeit im Bereich KI beeinflusst, ist die Datenkultur der Unternehmen. Die Studie von Tietoevry zeigt, dass eine stabile Datenbasis in der österreichischen Finanz- und Versicherungsbranche bereits verankert ist. Rund zwei Drittel (63 Prozent) der befragten Führungskräfte vertrauen auf die hohe Qualität ihrer Daten. Robert Kaup betont, dass eine solide Datenkultur entscheidend ist, um digitale Transformationsprojekte erfolgreich umzusetzen. Unternehmen, die frühzeitig auf eine hohe Datenqualität und eine datengetriebene Unternehmenskultur setzen, schaffen die Basis, um KI-Initiativen effizient und gewinnbringend zu implementieren.
Moderne Technologien, insbesondere spezialisierte Softwarelösungen, tragen ebenfalls dazu bei, die Wettbewerbsposition der Unternehmen zu stärken. Die Studie zeigt, dass fast die Hälfte der befragten Entscheidungsträger ihre Unternehmenssoftware als modern bewertet, während 23 Prozent sogar von topaktuellen Systemen sprechen. Tools wie CRM-Systeme, automatisierte Abrechnungssysteme und Risikomanagement-Lösungen ermöglichen es den Unternehmen, nicht nur effizienter zu arbeiten, sondern auch junge Talente anzuziehen. „In einer Zeit, in der technologische Agilität den Unternehmenserfolg entscheidend beeinflusst, ist dies ein wichtiger Wettbewerbsvorteil“, betont Christoph Hammer-Dumont, Head of Finance, Telco and Service Industries bei Tietoevry Austria.
Die Ergebnisse der Tietoevry-Studie zeigen, dass sich die österreichische Finanz- und Versicherungsbranche ihrer Rolle in der KI-gestützten Zukunft bewusst ist, auch wenn die Innovationsbereitschaft innerhalb der eigenen Unternehmen oft noch zurückhaltend eingeschätzt wird. In einem Umfeld, das sich durch digitale Innovation zunehmend wandelt, wird die Fähigkeit, KI gewinnbringend einzusetzen, über den zukünftigen Erfolg entscheiden. Die Branche steht vor der Herausforderung, ihre bestehenden Potenziale zu nutzen und die Weichen für eine nachhaltige Digitalisierung zu stellen.