Die Deutsche Telekom positioniert sich mit der „Open Telekom Cloud“ gegen aws und Microsoft. Christine Wahlmüller
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Auftakt auf der CeBIT: T-Systems will mit der neuen „Open Telekom Cloud“ mit den Argumenten Sicherheit und Preis punkten und damit den Umsatz heuer kräftig steigern
2016 soll das Jahr der Cloud werden – mit der „Open Telekom Cloud“, die die
Deutsche Telekom auf der CeBIT präsentiert hat, soll künftig Computer- und Rechenleistungen aus der Public Cloud einem breiten Kundensegment – in Österreich über
T-Systems – zur Verfügung gestellt werden. Damit stemmen sich die Deutschen jetzt massiv gegen die US-Cloud-Anbieter aws (Amazon Web Services) und Microsoft.
Mit der „Open Telekom Cloud“ (OTC) sollen Business-Kunden nach Vorstellung der Deutschen Telekom mit wenigen Klicks künftig IT-Ressourcen bequem nutzen können. Die Umsetzung erfolgt durch die Partner Huawei und T-Systems. Huawei steuert Hardware- und Lösungskompetenz bei, T-Systems, die IKT-Business-Tochter der Telekom, Rechenzentrum, Netz, den Betrieb und das Cloud-Management. Besonders mit dem neuen Rechenzentrum in Biere bei Magdeburg und „deutscher“ Qualität und Sicherheit will T-Systems punkten. Aber den Deutschen ist auch bewusst, dass der Preis entscheidend ist: „Wir werden künftig immer um 15 Prozent günstiger sein als die US-Konkurrenz“, sagte T-Systems Manager Ferri Abolhassan auf der CeBIT, der sich kämpferisch gab: „Wir werden der Killerhai sein, die Wertschöpfung von Cloud muss wieder zurück nach Europa“. Dazu präsentierte er ein Bild mit der Aufschrift: „Beat Amazon“.
Punkten will T-Systems auch mit seinem neuen Outsourcing-Modell „Un-Outsourcer“: Dabei werden die IT-Systeme der Kunden künftig direkt in die Cloud-Logik auf hochstandardisierte, dynamische Plattformen migriert. Zweiter wichtiger Punkt: Die Vertragsbindung fällt weg, Kunden können (nach sechsmonatiger Einführungsphase) jederzeit monatlich kündigen. Das Angebot gilt vorerst für alle neuen SAP-Outsourcing-Kunden, soll künftig aber erweitert werden. „Wir wollen die 6.000 Kunden in unsern Datacentern, die zum Teil noch Altsysteme nutzen, jetzt in die Cloud bringen“, sagte Abolhassan ganz klar. Um die Cloud-Strategie voranzutreiben, wird auch das neue Rechenzentrum in Biere weiter ausgebaut: Die Fertigstellung von „Biere 2“ ist bereits für 2018 geplant, dafür wird ein dreistelliger Millionenbetrag investiert.
Cloud-Angebot als Umsatztreiber.
Mit dem gesamten Cloud-Angebot will T-Systems kräftig expandieren: „Wir wollen pro Jahr 20 Prozent wachsen und den Cloud-Umsatz bis 2018 verdoppeln“, unterstrich Annette Bronder, Chefin der vor einem Jahr gegründeten „Digital Division“ bei T-Systems, zu der auch das Cloud-Geschäft gehört. Bei der neuen „Open Telekom Cloud“ und generell beim Public Cloud Geschäft sieht Bronder IoT (Internet of Things) als starken Treiber und Gesundheit, Automobil, Landwirtschaft und Energie als wichtige Themenbereiche. „Der Markt und der Bedarf für standardisierte Produkte und Plattformen ist da“, stellte Bronder fest. Bei IoT gebe es bereits viele „Showcases“, aber der Reifegrad habe definitiv zugenommen. Beispiel „Connected Car“, da gehe es nicht nur um Überwachung und Predictive Maintenance des Autos, sondern auch darum, mehr über das Fahrverhalten zu wissen und die End-userdaten zusammen zu bringen. „Wir versuchen, gemeinsam mit Automobilherstellern künftig standardisierte Plattformen anzubieten und die Hersteller auch zu vernetzen“, sagte Bronder. Auch da spielt Cloud-Technologie eine große Rolle. „Wir bieten jetzt alle Cloud-Modelle, von der maßgeschneiderten Private Cloud bis hin zur preisgünstigen Public Cloud“ so Bronder weiter. Als ersten Kunden für die neue Open Telekom Cloud nannte sie das Kernforschungszentrum CERN. Seit Jänner sei die Betaversion verfügbar, 200 Kunden haben diese bereits getestet, „das sind Kunden von der Gärtnerei bis hin zum Ponyhof“, erklärte Bronder.
Auch in Österreich soll das Cloud-Geschäft einen Expansions-Schub bewirken. T-Systems-Österreich-Chef Dirk Lukaschik will den Umsatz heuer zweistellig steigern und auch personell wachsen: „Bei den Mitarbeitern wollen wir die Gesamtzahl von 600 um rund zehn Prozent erhöhen“, sagte Lukaschik. Derzeit betreut T-Systems Österreich rund 60 Outsourcing-Kunden, darunter 30 im SAP-Bereich.