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Gastbeitrag: Warum Ethik und KI zusammen gedacht werden müssen und was das für Unternehmen bedeutet, erklärt Melanie Beck.
Foto: privat
Die Autorin Melanie Beck ist Machine Learning Research Engineer bei Cloudera
Dank visionärer Unternehmen hält künstliche Intelligenz (KI) im Alltag Einzug. Dabei hebt eine Umfrage von FICO hervor, dass die meisten Unternehmen, die mit der von ihnen genutzten KI-Technologie potenziell einhergehenden Risiken noch nicht vorhersehen oder zumindest ganzheitlich verstehen können. Dadurch eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für Fehlanwendung, Missbrauch und mangelhaftes Design, was wiederum negative, unbeabsichtigte Folgen haben kann.
Um die Risiken des KI-Einsatzes einschätzen zu können, müssen die potenziellen durch KI verursachten Schäden, wie beispielsweise Voreingenommenheit und Diskriminierung, verstanden werden. Denn die Erkenntnisse von KI-Systemen basieren auf Daten, welche häufig gesellschaftliche Dynamiken, wie Marginalisierung, Ungleichheit und Diskriminierung widerspiegeln. Diese Muster können reproduziert, verstärkt oder sogar vergrößert werden. Dabei können KI-Systeme die menschliche Autonomie sowie Grundrechte unterdrücken. Ohne Regress ist es jedoch schwierig bis unmöglich, gegen diese Verstöße vorzugehen. Damit nicht genug, so können KI-Modelle die Privatsphäre verletzen, indem sie komplexe Zusammenhänge erlernen und dadurch Rückschlüsse auf geschützte Merkmale wie Alter oder Geschlecht ziehen. Zudem können aufgrund mangelhafter Design- und Produktionspraktiken unsichere Ergebnisse entstehen, die nicht präzise oder reproduzierbar sind. Dies kann anschließend wiederum zu unzuverlässigen Entscheidungen führen.
Die mit dem KI-System verbundenen Risiken können die Verbraucher, Stakeholder, Mitarbeiter und sogar ganze Teile der Bevölkerung betreffen. Dabei wird eine ganzheitliche rechtliche Infrastruktur für KI noch entwickelt, doch viele der aufgeführten Aspekte sind bereits geregelt: Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie die Charta der Grundrechte der Europäischen Union gelten hierbei als Musterbeispiele. Setzt ein Unternehmen also ein mangelhaft konzipiertes KI-System ein, kann es nicht nur Verbrauchern und Teilen der Bevölkerung potenziellen Schaden zufügen, sondern muss für dieses Fehlverhalten auch hohe rechtliche und finanzielle Strafen in Kauf nehmen. Zusätzlich können KI-Missbrauch oder -Versäumnisse auch das Vertrauen der Verbraucher schwächen und das Marken-Image beeinträchtigen.
Allgemein gilt, ist ein KI-System für den menschlichen Konsum oder die menschliche Interaktion konzipiert oder stützt sich auf von Menschen generierten oder über Menschen gesammelte Daten, dann ist eine ethische Analyse wahrscheinlich angemessen. Da das Ziel eines KI-Projektes nicht immer zu Beginn klar ersichtlich ist, müssen Unternehmen einen „grundlegenden Ansatz der Ethik“ verankern. So können sie die ethischen Auswirkungen jeder KI-Initiative vom Konzept bis zur Umsetzung umfassend bewerten.
Trotz allen Fortschritts steht der Einsatz von KI noch in seinen Anfängen. Da diese Systeme das Leben der Menschen weiterhin verbessern und Unternehmen Vorteile im Wettbewerb verschaffen können, werden neue KI-Anwendungen zunehmen. Berücksichtigen Unternehmen bei der Gestaltung und während des Einsatzes von KI ethische Gesichtspunkte, so können diese das Potenzial der Technologie ausschöpfen und zugleich einhergehende Risiken eindämmen.