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Cybersicherheit wird oft als „notwendiges Übel“ gesehen. Doch es ist nie zu spät, den Schutz der Daten in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie zu stellen, sagt Marco Fanizzi.
Foto: Commvault
Der Autor Marco Fanizzi ist Senior Vice President & General Manager bei Commvault International
Wenn man über die neue Welt der Arbeit spricht, so stehen flexible Arbeitsplätze und die Technologien, die dies ermöglichen, im Mittelpunkt der Diskussion. Worüber weniger gesprochen wird, ist Cybersicherheit – für viele noch ein „notwendiges Übel“.
Warum das in Österreich und überall anders sein sollte, zeigt eine aktuelle Studie von Deloitte: 49 Prozent der österreichischen Unternehmen wurden bereits Opfer einer Ransomware-Attacke. Das ist nicht verwunderlich, wurde das Office durch die Pandemie, quasi über Nacht, ins Wohnzimmer verlagert. Dass dabei zunächst Cybersicherheit zweitrangig war, schlägt sich heute in der Zahl von Cyberattacken wieder. Nichtsdestotrotz: Es ist nie zu spät, den Schutz der Daten in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie zu stellen.
Daten sind wertvolles Kapital – nicht nur für Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle auf der Nutzung von Daten aufbauen: Jedes Unternehmen kann durch Wissen und Automatisierung an Effizienz gewinnen, neue Zielgruppen erreichen, die Kundenzufriedenheit erhöhen und Innovationen am Puls der Zeit generieren – mit wertvollen Daten. Und Wertvolles ist schützenswert. Eine durchschnittliche Ransomware-Attacke kostet nämlich 1,85 Mio. Dollar und kann, insbesondere für den Mittelstand, den Ruin bedeuten. Dabei sollen in Österreich nur 20 Prozent der Unternehmen einen Krisen- oder Notfallplan haben.
Gleichzeitig hat die Datenschutz-Grundverordnung weltweit neue Erwartungen geweckt. Unternehmenskunden und Endverbraucher sind mehr denn je darauf bedacht, Unternehmen zu belohnen, die ihre Daten schützen. Das Interesse an Technologien und Lösungen, die helfen, die Kontrolle über die Daten wiederzuerlangen, steigt. Spätestens mit dieser Einsicht sollte Cybersicherheit zu einer unternehmensweiten Priorität erhoben werden.
Ja, die meisten Unternehmen verfügen inzwischen über eine Datenschutzstrategie. Diese basiert jedoch oft auf veralteten Prinzipien. Gleichzeitig verlagern immer mehr Unternehmen ihre kritischsten Daten in die Cloud. Es scheint verlockend, die vorhandenen Lösungen zu nutzen und durch Remote Work entstandene Schwachstellen zu „flicken“. Doch für einen nachhaltigen Schutz sind in sich greifende IT-Analysen und -Architekturen nötig – und hierfür bedarf es an Budgets. Die Verantwortung dafür liegt bei der Geschäftsleitung. Es reicht nicht, sich allein auf die IT-Abteilung zu verlassen. Führungskräfte und IT-Experten müssen sich gegenseitig aufklären und auf Prioritäten einigen, um die Sicherheit auch in Zeiten hybriden Arbeitens zu gewährleisten. Manager werden bessere strategische Entscheidungen treffen, wenn sie in puncto Cybersicherheit versiert sind und Risiken besser einschätzen können. Denn diese betreffen schließlich, wie bereits ausgeführt, wertvolles Unternehmenskapital.
Die Hälfte der IT-Führungskräfte ist der Meinung, ihre nicht-technischen Mitarbeiter seien nicht auf Cyberangriffe vorbereitet. Gleichzeitig schätzen Unternehmen in Österreich die IT-Sicherheit besonders hoch ein, wenn sie ihre Belegschaft aktiv dafür sensibilisieren. Man sieht: Mitarbeiter sind ein entscheidender Faktor zur Prävention von Cyberrisiken. Die zunehmende Komplexität erfordert zusätzliche Schulungen und technisches Fachwissen. Gleichzeitig ist es wichtig, die richtigen Talente einzustellen. Die Rollen von Chief Security Officers, Chief Privacy Officers und Chief Data Officers haben an Bedeutung gewonnen – und das hat seine Gründe.
Experten sind sich einig: Cyberangriffe werden zunehmend raffinierter. Gleichzeitig ist hybrides Arbeiten gekommen, um zu bleiben. Diese Umstände erfordern eine langfristige Strategie. Es zahlt sich daher aus, sich heute noch um einen Schutz zu kümmern, bevor es zu einer Krise kommt. Innerhalb des Unternehmens braucht es einen offenen Diskurs rund um Cybersicherheit. Führungskräfte müssen sensibilisiert für potenzielle Gefahren sein und sich mit dem nötigen Basiswissen rüsten, um sich mit IT-Experten kompetent beraten zu können. Wie bei jeder strategischen Veränderung sind auch in Sachen Cybersicherheit eine klare Vision, ein Gefühl für die Dringlichkeit und das erforderliche Budget von entscheidender Bedeutung: Chefsache eben.