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Ein neuer Bericht von Trend Micro legt offen, wie der russischsprachige Cyber-Untergrund durch technologische Innovation, kulturelle Eigenheiten und zunehmende Professionalisierung zu einem globalen Zentrum für Cyberkriminalität wurde – mit direkten Auswirkungen auf Europa und Österreichs digitale Sicherheit.
Foto: Trend Micro
Ein Beispiel für die Regeln des Engagements im Procrd-Forum: Einige Regeln gelten allgemein in der Cyberkriminalitätslandschaft, während andere spezifisch für diese Community sind.
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Ein „Banned“-Tag ersetzt den persönlichen Avatar dieses Kontos aufgrund von Reputationsverlust.
Im Zuge einer sich wandelnden geopolitischen Lage und einer beschleunigten Digitalisierung geraten kriminelle Netzwerke im Internet zunehmend in den Fokus von Sicherheitsforschern. Besonders der russischsprachige Cyber-Untergrund rückt dabei durch seine Organisation, Innovationskraft und globale Reichweite in den Mittelpunkt. Trend Micro, einer der weltweit führenden Anbieter von Cybersicherheitslösungen, hat nun mit seinem neuen Bericht tiefgreifende Einblicke in dieses Netzwerk veröffentlicht – und warnt vor den Implikationen für Wirtschaft und Gesellschaft.
„Der russischsprachige Untergrund hat eine ausgeprägte Kultur geschaffen, die höchstes technisches Know-how mit strengen Verhaltenskodizes, reputationsbasierten Vertrauenssystemen und einer Form der Zusammenarbeit verbindet, die es mit legitimen Unternehmen aufnehmen kann“, berichtet Fyodor Yarochkin, Co-Autor und Principal Threat Researcher bei Trend Micro. „Es handelt sich nicht nur um eine Ansammlung von Kriminellen, sondern um eine widerstandsfähige, vernetzte Gemeinschaft, die sich dem globalen Druck angepasst hat und die Zukunft der Cyberkriminalität aktiv mitgestaltet.“
Der Bericht zeigt ein Bild vom russischsprachigen Cyber-Untergrund, das weit über ein loses Netzwerk von Kriminellen hinausgeht. „Es handelt sich nicht nur um einen Markt, sondern um eine strukturierte Gesellschaft von Cyberkriminellen, in der Status, Vertrauen und technische Exzellenz das Überleben und den Erfolg bestimmen“, erklärt Vladimir Kropotov, Principal Threat Researcher bei Trend Micro.
Besonders auffällig ist der strukturierte Aufbau dieser digitalen Unterwelt: Ein ausgeprägter Ethikkodex, interne Überprüfungsprozesse sowie ein reputationsbasiertes Vertrauenssystem regeln das Miteinander der Beteiligten. Fyodor Yarochkin, Co-Autor des Berichts, beschreibt das Netzwerk als eine Gemeinschaft mit „höchstem technischem Know-how“, die sich in ihrer Effizienz und Organisation mit legitimen Unternehmen messen kann.
Trend Micro beleuchtet auch die technologischen Entwicklungen, die die Szene derzeit transformieren. Neben den Auswirkungen der Pandemie und großflächigen Datendiebstählen sind es vor allem Ransomware mit doppelter Erpressung, KI-basierte Angriffe und der Missbrauch von Web3-Assets, die das kriminelle Geschäftsmodell prägen.
Die Studie dokumentiert außerdem neue Angriffsformen wie „Ransomware-as-a-Service“, Phishing-Kampagnen und Brute-Force-Angriffe auf Benutzerkonten. Ebenso findet eine verstärkte Monetarisierung gestohlener Web3-Vermögenswerte statt. Die gezielte Sammlung sensibler Informationen sowie das Verwischen der Grenzen zwischen digitaler und physischer Welt machen den Untergrund gefährlicher und unberechenbarer denn je.
Ein weiteres zentrales Thema im Bericht ist die wachsende Verbindung zwischen Cyberkriminalität und geopolitischen Entwicklungen. Laut Trend Micro führen politische Konflikte, Hacktivismus und neue Allianzen zu einem tiefgreifenden Wandel innerhalb des Untergrunds.
„Geopolitische Verschiebungen haben den Cyber-Untergrund schnell verändert“, so Kropotov. „Politische Konflikte, zunehmender Hacktivismus und wechselnde Allianzen haben das Vertrauen untergraben und neue Formen der Zusammenarbeit geprägt – was zu neuen Verbindungen mit anderen Gruppierungen, darunter auch chinesischsprachige Akteure geführt hat. Gleichzeitig nehmen die Auswirkungen auf die Europäische Union zu.“