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Eine alternative Lösung für die Datenverarbeitung tritt auf den Plan.
Foto: Sergei Starostin / Pexels Edge und Cloud Computing bieten unterschiedliche Lösungsansätze für verschiedene Herausforderungen „Nie gab es in Unternehmen mehr Cloud-Anwendungen als heute“, weiß Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer von firstcolo sowie diva-e Cloud mit Sitz in Frankfurt. Zahlen für Deutschland belegen seine Aussage: Nach dem diesjährigen Cloud-Monitor 2021 von bitkom research und KPMG nutzen 82 Prozent der befragten 556 Unternehmen Cloud Computing und 15 Prozent planen es in der näheren Zukunft. In Österreich dürften die Zahlen vergleichbar sein.
Aber lange bleibt die Cloud nicht mehr die einzige Option auf dem Datenverarbeitungsmarkt. Seit einigen Jahren entstehen weitere Computing-Systeme, wie beispielsweise Edge. Als Auslöser für diesen Boom machen Experten vor allem die Zunahme von Internet of Things (IoT)-Devices in der letzten Zeit verantwortlich. IoT bezieht sich auf ein Netzwerk aus, mit Sensoren ausgestatteten, vernetzten Geräten, welche über das Internet Daten austauschen. Aber was bedeutet Edge Computing, wo liegen die Unterschiede zur Cloud-Datenverarbeitung und löst es diese in der Zukunft ab?
Während die Cloud immer mehr zum Standard in der Informationstechnik gehört, geht es bei Edge Computing um einen Bereich, auf den in der letzten Zeit viele Unternehmen ihr Investitionsinteresse konzentrieren. Dabei handelt es sich um die dezentralisierte Datenverarbeitung am Rand eines Netzwerkes, mit einer möglichen oder begrenzten Verbindung zu einem großen Rechenzentrum. „Das Konzept beschreibt ein Netz aus vielen Mikrodatencentern, die die lokal entstandenen Daten direkt am Entstehungsort verarbeiten“, erklärt Evans. Meist geschieht dies direkt im Endgerät. Hierbei lässt sich eine Unterscheidung zwischen Thick Edge und Thin Edge Devices treffen. Erstere bieten wenig Speicherkapazität beziehungsweise geringe Rechenleistung und können somit nur Aufgaben mit geringen IT-Ressourcen wahrnehmen. Im Gegensatz dazu haben Thick Edge Devices eine umfangreiche IT-Kapazität zur Verfügung und übernehmen mit dieser auch Aufgaben der Cloud.
Für die Verarbeitung der Daten am Edge spricht eindeutig die geringe Latenzzeit. „Hierbei handelt es sich um einen entscheidenden Faktor für viele IoT-Devices, wie beispielsweise selbstfahrende Autos, die eine Echtzeitdatenübertragung benötigen“, weiß der Experte. Die Edge bietet eine effiziente und kostengünstige Lösung, große Datenmengen lokal zu verarbeiten und dabei keine sensiblen Daten des Unternehmens weiterzuleiten.
Gleichzeitig existieren jedoch einige gravierende Nachteile gegenüber Cloud Computing. So entstehen für die Einrichtung zumeist höhere Kosten respektive ein größerer Aufwand. Zudem kann bei einem Ausfall eines einzelnen Gerätes die Zuverlässigkeit der Verbindung stark schwanken. Besonders schwierig bleibt die Gewährleistung der Sicherheit am Rande des Netzwerkes. „Cloud-Computing-Systeme bieten eine schützende zentrale Struktur, bei der die Betreiber die Daten in einem Rechenzentrum sicher vor Cyberangriffen verarbeiten“, erklärt Evans. Bei Edge-Geräten erschwert sich die Gewährleistung der Sicherheit aufgrund der räumlichen Verteilung und Menge an Geräten. Hier muss ein speziell geschultes Personal durch regelmäßige Wartung, Updates und eingeschränkte Zugänglichkeit die Geräte schützen. Oftmals übernehmen diese Aufgaben externe Colocation-Dienstleister.
Vielen Unternehmen obliegt heutzutage die Kontrolle über einen stetig wachsenden Datenstrom, den sie verarbeiten und gleichzeitig sicher aufbewahren müssen. Hierbei stellt sich die Aufgabe, die passende Strategie aus den verschiedenen Möglichkeiten für sich zu finden. „Edge verdrängt Cloud Computing natürlich nicht vom Datenverarbeitungsmarkt. Beide bieten unterschiedliche Lösungsansätze für verschiedene Herausforderungen“, weiß Evans. Dabei besitzt Edge Computing vor allem eine Bedeutung für Unternehmen, die eine Echtzeitverarbeitung ihrer Daten benötigen, und bietet somit ein Hilfsmittel für IoT-Devices. „Für alle anderen Betriebe bleibt die Cloud zumeist der zuverlässigere Partner, da sie durch ihre Sicherheit, globale Skalierbarkeit und geringeren Kosten punktet“, resümiert der Experte.