Mit der Vorstellung rollenbasierter KI-Assistenten und einer offenen Datenarchitektur markiert SAP auf der „SAP Connect 2025“ den nächsten Entwicklungsschritt seiner Business Suite. Die neuen Funktionen sollen Unternehmensprozesse stärker vernetzen, Dateninseln auflösen und Entscheidungsprozesse beschleunigen – ein klarer Bruch mit der bisherigen Best-of-Breed-Logik vieler IT-Landschaften.
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Muhammad Alam, Mitglied des SAP-Vorstands für Product & Engineering
Die Zeiten, in denen Unternehmen ihre IT-Landschaften aus spezialisierten Einzellösungen zusammensetzen, könnten bald vorbei sein – zumindest wenn es nach SAP geht. Auf der ersten „SAP Connect“-Veranstaltung in Las Vegas präsentierte das Walldorfer Softwarehaus am 6. Oktober 2025 eine Reihe von Neuerungen, die auf die enge Verzahnung von Künstlicher Intelligenz (KI), Daten und Anwendungen zielen. Im Zentrum steht eine erweiterte SAP Business Suite, die mit rollenbasierten KI-Assistenten und einem offenen Datenökosystem die Effizienz von Geschäftsprozessen deutlich steigern soll.
„Um in einem unbeständigen Marktumfeld erfolgreich zu sein, brauchen Unternehmen mehr als einen Flickenteppich unterschiedlicher Best-of-Breed-Anwendungen“, erklärte Muhammad Alam, Mitglied des SAP-Vorstands für Product & Engineering. Ziel sei es, durch die Kombination von KI, Daten und Anwendungen intelligentere Entscheidungen und schnellere Umsetzung zu ermöglichen.
Herzstück der neuen SAP Business Suite ist die Integration der KI-Plattform Joule, die SAP als „treibende Kraft für den Mehrwert“ ihrer Lösungen bezeichnet. Neu ist die Einführung rollenbasierter KI-Assistenten, die auf den jeweiligen Geschäftskontext zugeschnitten sind. Diese Assistenten verstehen die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Nutzer und greifen dabei auf spezialisierte Joule-Agenten zurück, um komplexe Abläufe zu automatisieren oder zu koordinieren.
Ein People Manager Assistant etwa steuert ein Team von Agenten, darunter den People Intelligence Agent, der Vergütungsanomalien erkennt und behebt. Im Finanzbereich unterstützt ein Financial Planning Assistant Fachkräfte durch spezialisierte Agenten wie den Cash Management Agent, der Cashflows optimiert und Zinserträge verbessert.
SAP zufolge sollen die Assistenten nicht nur in einzelnen Fachbereichen agieren, sondern auch funktionsübergreifend zusammenarbeiten, um komplexe unternehmensweite Herausforderungen zu bewältigen. Damit zielt SAP auf eine engere Verzahnung von Entscheidungs- und Ausführungsprozessen – ein entscheidender Unterschied zu modularen Best-of-Breed-Systemen.
Neben KI steht das Thema Datenintegration im Fokus der Ankündigungen. Mit SAP Business Data Cloud Connect will SAP die typischen Barrieren zwischen Systemen aufbrechen. Die neue Lösung verknüpft die SAP Business Data Cloud mit Partnerplattformen, um den sicheren Austausch von Datenprodukten über Unternehmens- und Systemgrenzen hinweg zu ermöglichen – ohne redundante Kopien.
Daten bleiben in den jeweiligen SAP-Systemen, können aber direkt in anderen Plattformen genutzt werden. Das soll nicht nur Datenduplizierungen vermeiden, sondern auch den Geschäftskontext erhalten. Die ersten Partner für Business Data Cloud Connect sind Databricks und Google Cloud, weitere sollen folgen.
Laut SAP entsteht so ein „offenes Datenökosystem“, das es Unternehmen ermöglicht, Echtzeitdaten schneller in analytische und KI-basierte Erkenntnisse zu überführen – ein zentraler Schritt auf dem Weg zu einer datengetriebenen Unternehmenssteuerung.
Den Abschluss der Ankündigungen bilden neue KI-native Unternehmensanwendungen, die auf die Umsetzung von Datenanalysen in operative Maßnahmen ausgerichtet sind.
Die neue SAP Supply Chain Orchestration kombiniert KI mit einem Knowledge Graph, um Risiken in mehrstufigen Lieferketten frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu initiieren. Damit sollen Kosten gesenkt und Lieferketten stabilisiert werden.
Mit der SAP Engagement Cloud führt das Unternehmen zudem eine Lösung ein, die Interaktionen mit Kunden, Lieferanten und Stakeholdern auf Basis geschäftskritischer Kontexte personalisiert. Ergänzt wird das Portfolio durch SAP Ariba Procurement, das laut SAP als eine der wenigen nativen KI-Lösungen den gesamten Beschaffungsprozess – von der Lieferantensuche bis zur Verhandlung – unterstützt.
Mit diesen Neuerungen positioniert SAP seine Business Suite als integriertes, selbstverstärkendes System aus KI, Daten und Anwendungen. Anstatt auf spezialisierte Insellösungen zu setzen, will der Softwarekonzern Unternehmen künftig eine Plattform bieten, die Entscheidungsfindung, Ausführung und Analyse in einem geschlossenen Kreislauf verbindet – und damit möglicherweise das Ende der Best-of-Breed-Ära einläutet.