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In unserer neuen Serie „A Little More Conversation“ kommen CDOs zu Wort, die die Digitale Transformation in ganz unterschiedlichen Unternehmen und Branchen aktiv und innovativ vorantreiben. Den Anfang macht Manuel Stecher, CDO/Head of Digitalization des VERBUND. Für ihn steht fest: Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung ist sehr viel analoge, zwischenmenschliche Kommunikation. Von Michael Dvorak
Foto: it&t business/Lisa Resatz Manuel Stecher, VERBUND AG: „In einem informellen Rahmen ist es viel einfacher zu sagen: Wir haben das vor, wissen aber nicht genau, wie wir es angehen sollen. Hat jemand von Euch schon Erfahrung damit oder eine Idee dazu?“ Bring your own Project – so könnte das Motto heißen, unter dem Manuel Stecher Projektleiter:innen aus allen Bereichen des VERBUND zum regelmäßigen Jour Fixe lädt. Voraussetzung ist, sie gestalten oder planen gerade ein Digitalisierungsprojekt in ihren jeweiligen Gesellschaften und Geschäftsfeldern. Davon gibt es im Konzern eine ganze Menge … und fast ebenso viele unterschiedliche Rahmenbedingungen. VERBUND Greenpower zum Beispiel agiert auf komplett neuen Märkten mit ebenso neuen Playern. VERBUND Hydro Power dagegen ist schon lange als größter Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa fest etabliert. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Digitalization wird immer stärker zum Erfolgsfaktor für das Kerngeschäft – von digitalen Lösungen für eine effizienzoptimierte Energieerzeugung bis zu hochagilen Strom-Trading-Plattformen. Das macht die Herausforderung natürlich umso größer, aber auch umso spannender“, sagt Stecher. Er treibt seit 2020 als CDO die Digitalization in Österreichs führendem Energieunternehmen voran und hat dazu einen Digitalen Masterplan ins Leben gerufen, um ganz besonders auch bereichsübergreifende Effekte zu erzielen.
Das zentrale Element ist für ihn dabei die Kommunikation: „Zumeist haben die verschiedenen Bereiche beim Thema Digitalisierung ähnliche Problemstellungen. Da macht es Sinn, die eigenen Ideen mit anderen zu teilen und auch von anderen Erfahrungen und Anregungen zu profitieren. Genau diese Kommunikation und dieses Teilen zwischen den Bereichen ist in einem Konzern per se aber nicht so selbstverständlich. Man muss den Austausch erst in Gang bringen und ihn vor allem mit Leben erfüllen.“ Genau das haben der CDO und seine zentrale Digitalisierungs-Unit mit den Projektleitungs-Jour-Fixes geschafft. Indem man sie bewusst als ein informelles Vernetzungsformat auf persönlicher Ebene aufgesetzt hat. Das bietet all jenen, die in der Projektleitung einer digitalen Initiative oder vielleicht sogar im Unternehmen neu sind, die Möglichkeit, auf Anhieb verschiedenste Kolleg:innen aus anderen Bereichen persönlich kennenzulernen. Und das liefert vor allem einen idealen Rahmen, um sich offen und damit auch sehr effektiv auszutauschen. Zwar haben in den Jour Fixes auch formelle Reports und klare Facts & Figures ihren Fixplatz. Aber die Dinge, die zwischen den Kennzahlen passieren, die man einmal ausprobiert, und die vielleicht auch einmal nicht auf Anhieb klappen, die bleiben off the record.
„Nur, wenn man darauf vertrauen kann, entfaltet das Austauschen seine große Wirkung“, sagt Manuel Stecher. „An sich gibt man ja Leuten aus anderen Bereichen gegenüber nicht gerne zu, wenn etwas nicht geklappt hat oder wenn man etwas nicht genau weiß. Aber gerade bei digitalen Initiativen gehört das dazu … und liefert wertvolle Erkenntnisse für andere Projekte. Es macht keinen Sinn, das Rad mehrmals neu zu erfinden oder mehrmals dieselben Fehler zu machen. Und in diesem informellen Rahmen ist es viel einfacher zu sagen: Wir haben das vor, wissen aber nicht genau, wie wir es angehen sollen. Hat da jemand von Euch schon Erfahrung damit oder eine Idee oder einen ähnlichen Need?“ Gegenüber dem CDO und seiner zentralen Organisation braucht es da gleich doppeltes Vertrauen. Nicht nur darauf, dass der informelle Part auch wirklich informell bleibt, sondern auch darauf, dass einem die eigenen Ideen und Projekte nicht von zentraler Stelle „gekapert“ werden. Um das sicherzustellen, bieten Stecher und sein Team ihre Unterstützung variabel in vielfältigster Form an – so wie es für das jeweilige Projekt am sinnvollsten und effektivsten ist. Das kann hochkarätige Expertise zu fachlichen Schlüsselthemen wie Machine Learning oder Computer Vision sein. Das können digitale Produkte sein, die das siebenköpfige zentrale Entwickler-Team programmiert. Oder das kann auch lediglich fachliches Consulting beim Projektmanagement selbst beinhalten. Fix ist nur: Die Projektleitung bleibt im jeweiligen Bereich.
Dieses Vorgehen schafft bei den Projektleiter:innen Motivation, die zentrale digitale Expertise und Unterstützung intensiv in Anspruch zu nehmen. Vor allem bei den strategischen Kernthemen ist es mittlerweile die absolute Ausnahme, wenn ein Geschäftsfeld auf externe Digitalisierungsspezialisten zurückgreift. Und das schafft zugleich auch einen starken Hebel für die zentrale Steuerung der Digitalization. Denn ein tatsächlicher Überblick darüber, welche digitalen Initiativen im gesamten Konzern gerade laufen, lässt sich aus den formellen Reports kaum gewinnen. Umso wertvoller ist es, die vielfältigen Ideen und Projekte in einer Vernetzungsplattform wie den Jour Fixes sichtbar zu machen und zusammenzuführen. Und daraus frühzeitig Erkenntnisse zu ziehen und zu nutzen, etwa, um zentrale Ressourcen für bestimmte Themen auszubauen, zu denen merklich immer mehr Projekte geplant werden. Und natürlich lässt sich im lebendigen Austausch auch die eine oder andere Anregung aus strategischen Projekten und Themen einbringen, die man zentral gerade vorantreibt.
Zentral verordnet wird im Rahmen des Digitalen Masterplans allerdings nichts. „Digitale Initiativen funktionieren nicht nach dem Motto: One size fits all,“ ist Manuel Stecher überzeugt. „Es gibt nicht nur eine Weise, auf die man digitalisieren kann. Man muss auf die Eigenheiten des jeweiligen Bereichs, der Stakeholder und des konkreten Projekts eingehen – jede Initiative braucht eine individuelle Strategie und eine ebenso individuelle Kommunikation.“
Die Serie „A Little More Conversation“ entstand im Rahmen der neuen Kooperation von it&t business mit DIGBIZ Leader. Michael Dvorak hat als langjähriger Herausgeber des CIO/CDO GUIDE den Finger am Puls der Digital Executives und berichtet ab sofort für it&t aus der Praxis der Entscheider:innen, die die Digitale Transformation mit Leben erfüllen. Im nächsten Teil der Serie spricht er mit Martin Buresch, Vice President Digitalization der GG Group. Der Beitrag erscheint kommenden Montag, 18. September 2023, auf ittbusiness.at.