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Rewe startet im Billa-Markt in Altenmarkt an der Triesting (Bezirk Baden/NÖ) ein Pilotprojekt, das zeigt, wie Digitalisierung und datenbasiertes Energiemanagement den Betrieb von Handelsfilialen nachhaltiger und effizienter machen können.
Foto: Wexplore Productions
Der erster „grüne“ Billa steht im Bezirk Baden. Mit der PV-Anlage auf den Carports können Kundinnen und Kunden ihre E-Autos während des Einkaufs laden.
Foto: Tietoevry Austria
Georg Schaider, Rewe (li.), mit Lukas Keller von Tietoevry: „Die hohen Energiekosten knabbern an der Handelsspanne. Energieeffizientes Facility Management wird wirtschaftlich immer relevanter.“
Ein Dashboard stellt die wichtigsten Facility-Kennzahlen für die Billa-Mitarbeiter jederzeit übersichtlich dar.
Für das Personal ist klar ersichtlich, ob eine Störung selbst behoben werden kann oder ob eine Technikerin bzw. ein Techniker gebraucht wird
Rewe ist einer der größten Energieverbraucher des Landes, allein die Handelsmarke Billa Österreich betreibt mehr als 1.200 Supermärkte. Dort sind viele unterschiedliche Gewerke im Einsatz: Von der Heizung bis zur Klimatisierung, von der Beleuchtung bis zur Lüftung, von Backöfen bis hin zu Kühlregalen und Gefriertruhen. Das Problem: Die einzelnen Steuerungen der Gewerke waren bislang nicht vernetzt und erzeugten voneinander abgeschottete Datensilos, die eine zentrale Überwachung aller Anlagen und transparente Energieeffizienz-Entscheidungen verhinderten.
„Angesichts steigender Energiekosten wird ein energieeffizientes Facility Management wirtschaftlich immer relevanter. Denn die hohen Energiekosten knabbern an der Handelsspanne“, sagt Georg Schaider, Head of Electrical Engineering & Energy-Management bei Rewe International, und erklärt: Mit dem Pilotprojekt in Altenmarkt wolle man einen Schritt, die Billa-Märkte künftig sparsamer und nachhaltiger zu betreiben, so Schaider weiter. Noch in diesem Jahr sollen weitere optimierte Supermärkte folgen.
Zur Umsetzung des Projekts holte Rewe den Digitalisierungsspezialisten Tietoevry Austria, Microsoft und Beckhoff Automation an Bord. Zum Einsatz kommt eine smarte Internet of Things (IoT)-Lösung: Im Supermarkt in Altenmarkt werden nun alle Daten – egal, ob Wärme-, Wasser-, Gas- oder Strom-Verbraucher – zentral erfasst und über die „Microsoft Cloud for Sustainability“ verwaltet. Die Datenhaltung erfolgt ausschließlich in Europa. Ein Dashboard stellt der Filialleitung alle wichtigen Statusinformationen übersichtlich dar.
„Das Personal kann nun vor Ort transparent überwachen, ob alle technischen Systeme des Marktes optimal funktionieren, ob eine Abweichung bzw. Störung selbst behoben werden kann oder ob ein Instandhaltungstechniker oder eine Technikerin gebraucht wird. Bei Auffälligkeiten wird das Personal alarmiert und kann datenbasiert sofort die richtigen Energiemanagement-Entscheidungen treffen“, erklärt Lukas Keller, Head of Advisory bei Tietoevry Austria.
Konkret wirkt sich die neue Lösung in vielerlei Hinsicht positiv auf Energieeffizienz und -kosten des Marktes sowie auf die Lebensdauer installierter Anlagen aus. Die wichtigsten Anwendungsgebiete:
Vermeidung unnötiger Verbraucher und teurer Energie-Spitzen: Durch die gesammelten Daten lassen sich über das Dashboard unnötige Energieverbraucher erkennen und abstellen. Marktleiterinnen und -leiter können zudem laufend die Steuerung der Gewerke und die Verteilung der Energie je nach Verbrauchslasten optimieren. Denn gerade Stromspitzen sind besonders teuer. Wenn beispielsweise in der Backabteilung die Öfen angeworfen werden, können im Gegenzug die Kühlsysteme für eine halbe Stunde Pause machen.
Vorausschauende Instandhaltung („Predictive Maintenance“) von Anlagen und Geräten: Ein simples Beispiel: Während die Schiebetüren für Kundinnen und Kunden täglich hunderte Öffnungs- und Schließungsvorgänge haben können, werden die Schiebetüren des Lieferanteneingangs beim Lager weitaus weniger belastet. Bisher wurden diese in ähnlichen Rhythmen gewartet. Anhand der Nutzungsdaten können nun vorausschauend notwendige Instandhaltungsarbeiten prognostiziert oder der Tausch der Schiebetüren veranlasst werden. So lassen sich Anlagen und Geräte länger und kosteneffizienter betreiben.
Photovoltaik und Ladestationen für Elektrofahrzeuge: Auf dem Dach des Marktes und auf den Carports des Parkplatzes befinden sich PV-Anlagen. Überschüssige Energie wird nun in einem Stromspeicher gesammelt oder den Ladestationen für Elektrofahrzeuge bereitgestellt.
Für Rewe International machte sich das smartere Energie- und Instandhaltungsmanagement jedenfalls rasch bezahlt. „Wer die richtigen Effizienz- und Sparmaßnahmen konsequent umsetzt, kann je nach Größe und Beschaffenheit eines Marktes ein Einsparungspotenzial von bis zu 25 Prozent realisieren“, kalkuliert Georg Schaider.