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Thomas Riedl, mitverantwortlich für den Geschäftsbetrieb von Nagarro Österreich, im Gespräch.
Foto: Christian Dusek Thomas Riedl, Nagarro Österreich: „Der Druck, der durch den Lockdown entstanden ist, hat schonungslos Schwächen offenbart“ Im Rahmen der virtuellen Event-Reihe „Turntable“, die noch bis 2. Juli online stattfindet, sprach Thomas Riedl, Mitglied des Managementteams von Nagarro Österreich, mit Journalisten über die Krisenstrategie des IT-Dienstleisters und seiner Kunden und „The Rise of the New Enterprise“. Die COVID-19-Pandemie verschiebe die Prioritäten der Unternehmen in Sachen IT hin zu Innovationsthemen, so Riedl: „Der Druck, der durch den Lockdown entstanden ist, hat schonungslos Schwächen offenbart. Die typisch österreichische Mentalität ‚Schauen wir mal, was die anderen tun‘ zieht nicht mehr.“ Grundsätzlich hätten die meisten Nagarro-Kunden schnell reagieren können, sagt Riedl weiter: „Für Unternehmen, die vorbereitet waren – und das war der Großteil unserer Kunden –, war etwa die plötzliche Umstellung auf Remote Working mit nicht mehr als dem Umlegen eines Hebels vergleichbar. Für diejenigen, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, ist das noch heute eine fast unüberwindbare Hürde.“ Die Wahrnehmung der IT-Abteilung habe sich durch die Krise von der Kostenstelle zum erfolgskritischen Enabler von Innovationsthemen wie Cloud, Big Data und Analytics, Assisted und Augmented Reality, Artificial Intelligenz, IoT und Connected Worker grundlegend verändert, erklärt der Geschäftsführer. Wie Business Innovation heute aussehen kann, erläuterte Riedl anhand dreier Beispiele aus der Praxis.
RHI Magnesita ist ein weltweit tätiges Industrieunternehmen mit Hauptsitz in Österreich. Als Hersteller von Materialien und Beschichtungen für Hochöfen und Stahlkessel-Verkleidungen liegt ein wichtiger Arbeits- und Qualitätsschritt in der laufenden Prüfung bzw. Wartung der Produkte. Die Feuerfest-Beschichtung hat direkte Auswirkungen auf die Qualität der hergestellten Endprodukte (Stahlproduktion), aber auch auf den Verschleiß bzw. die Lebensdauer der Verkleidungen und damit auf die Kosten.
Bislang wurden Bilddaten der Kunden nicht für weitere Analysen des Zustands der gelieferten Feuerfestmaterialien genutzt. Heute ist RHI in der Lage, mithilfe einer speziell entwickelten Software die gelieferten Bilddaten zusammenzuführen, zu interpretieren und auszuwerten. Die automatisierte Prozessoptimierung nutzt künstliche Intelligenz zur Berechnung eines Digital Twins der Feuerfestmaterialien. Damit kann die Lebensdauer der gelieferten Feuerfestmaterialien für die Stahlproduktion vorhergesagt und verlängert werden.
In der neuen Lösung führte Nagarro die Datenerfassung mit einer Analyse und wichtigen Folgeinformationen über eine kundenfreundliche mobile App zusammen.
Aufgrund von COVID-19 war die Modul University auf der Suche nach einer skalierbaren und zuverlässigen Lösung, die es unter den gegebenen Rahmenbedingungen erlaubte, das Sommersemester fortzusetzen indem man vom physischen in ein virtuelles Klassenzimmer wechselt.
In nur 2 Wochen implementierte Nagarro virtuelle Klassenzimmer auf Basis von Microsoft Teams. Zusätzlich wurden Richtlinien und Prozesse zur Nutzung erstellt, sowie Schulungen für die Dozenten und Fakultätsmitarbeiter durchgeführt. Aufgrund der guten Erfahrungen wurde entschieden, in einer zweiten Phase einen modernen, auf M365 und Microsoft Intune (MDM) basierenden Arbeitsplatz aufzusetzen, der weitere Tools der M365-Suite nutzt und eine solide Basis für zukünftige Anforderungen im virtuellen Unterricht erfüllt. Ziel ist es, ein Franchise-fähiges Arbeitsplatzmodell zu schaffen, mit Anbindung an die Cloud und der automatisierten Bereitstellung von zusätzlichen Arbeitsplätzen.
Die Wartungsarbeiten in den Windkraftanlagen der Energie Burgenland (160 Meter Höhe, Rotorblattradius 60 Meter) werden von speziellen Industriekletterern durchgeführt, deren Tagesablauf durch Ineffizienzen, Medienbrüche und aufwändige Nacharbeiten erschwert wird.
Nagarro setzte für den Energieversorger eine Lösung mit WebApp, SmartGlass und Smartphone um, die sicherstellt, dass die Wartung der Windkraftanlagen „hands free“ erfolgen kann, über Remote Assistance die Inspektion vor Ort effizient durchgeführt wird und die Erstellung der Prüfberichte auf Knopfdruck erfolgen kann. Die Wartung der Windkraftanlagen erfolgt nun ohne Medienbrüche und mit zusätzlicher Sicherheit für die Arbeiter vor Ort. Die Durchlaufzeit wurde damit um rund 50 Prozent reduziert.