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Mit dem zunehmenden globalen Datenvolumen steigt zugleich der Ausstoß von CO2-Emissionen. Insbesondere datengetriebene Unternehmen können deshalb einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. Weshalb das auch aus wirtschaftlichen Gründen ratsam ist, erläutert Peter Hermann, Geschäftsführer Österreich bei NetApp, im Interview.
Foto: Dave Hoefler/Unsplash
Schätzungen zufolge wird das das weltweite Datenvolumen 2030 auf mehr als ein Yottabyte angewachsen sein – eine Zahl mit 24 Nullen.
it&t business: Könnten Sie uns als Erstes darlegen, wie genau IT- und Technologieunternehmen zu einer nachhaltigeren Umwelt beitragen?
Peter Hermann: Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns als Erstes anschauen, wo genau die IT-Unternehmen den CO2-Ausstoß verursachen. Und da ist der stetig anwachsende Datenbestand zu nennen. Es ist insbesondere der ineffiziente Umgang mit Daten in den Unternehmen, der hohe Energiemengen verbraucht, Strom kostet und damit Emissionen verursacht.
Und genau dafür haben IT- und Technologieunternehmen Lösungen, die das Datenmanagement von Unternehmen optimieren und ihre Dateninfrastruktur verbessern. Gerade hier liegt viel Potenzial, um zum Wohle der Umwelt zu wirken. Im Klartext bedeutet das: Das Rechenzentrum muss in Bezug auf die physische Hardware und die digitalen Speicher-Strukturen besser organisiert werden. So werden von den gespeicherten Daten rund 70 Prozent niemals verwendet. Eine enorme Verschwendung von Energie, die hohe Emissionen verursacht! Wenn Unternehmen nachhaltig werden wollen, dann müssen sie hier ansetzen.
it&t business: Welche Trends könnten dazu führen, dass sich IT- und Technologieunternehmen noch stärker auf die Entwicklung von Lösungen konzentrieren, die zur Schaffung einer nachhaltigeren Umwelt beitragen?
Peter Hermann: In Österreich sehen wir ein stetig steigendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Kunden werden also in Zukunft noch sehr viel genauer darauf schauen, wie nachhaltig das ökonomische Verhalten ihrer Dienstleister ist. Das erzeugt Druck auf die Unternehmen. Zudem spielt die Cloud-Transformation für die Entwicklung nachhaltiger Lösungen eine gewaltige Rolle. Gerade die großen Hyperscaler wie AWS, Google Cloud und Microsoft, mit denen wir auch zusammenarbeiten, bieten Lösungen im Kampf gegen den ineffizienten Umgang mit Daten an. Diese Anbieter bauen oftmals nicht nur die schnellsten, sondern auch die energie-effizientesten Rechenzentren der Welt. Sie achten darauf, regelmäßig auf die neueste Hardware umzusteigen, und garantieren die Energieeffizienz damit auch in Zukunft. Zusätzlich sehen wir die gestiegenen Energiepreise. Des Thema Nachhaltigkeit beschleunigt diese Innovationen auf bemerkenswerte Weise.
it&t business: Welche Rolle genau spielen die steigenden Energiepreise?
Peter Hermann: Der große Energiebedarf von Unternehmen resultiert zu einem großen Teil aus dem Umgang mit Daten. Deshalb betreffen steigende Energiepreise datenineffiziente Unternehmen stärker. Wir können davon ausgehen, dass nachhaltige Unternehmen mit einem intelligenten Datenmanagement in Zukunft wettbewerbsfähiger sein werden.
Foto: NetApp
Peter Hermann, Geschäftsführer Österreich bei NetApp: „Nachhaltige Unternehmen mit einem intelligenten Datenmanagement werden in Zukunft wettbewerbsfähiger sein.“
it&t business: Nachhaltige Unternehmen sind also auch gleichzeitig wirtschaftlicher?
Peter Hermann: Ja. Um diese Aussage zu bestätigen, muss man sich nur einmal den stark wachsenden Datenhunger der globalen Gesellschaft anschauen. 2030 wird das weltweite Datenvolumen Schätzungen zufolge mehr als ein Yottabyte erreicht haben. Je mehr der Einsatz von Daten ansteigt, desto wichtiger wird ein intelligentes Datenmanagement für jedes Unternehmen. Die schnell steigenden Energiekosten erlauben es uns nicht, zu zögern. Unternehmen müssen in ihre Nachhaltigkeit investieren, und zwar jetzt. Denn Nachhaltigkeit ist nicht nur essenziell für den Umweltschutz, sondern auch für die wirtschaftliche Zukunft der österreichischen Unternehmen.
it&t business: In letzter Zeit wird öfters von Umweltschützern das sogenannte „Greenwashing“ kritisiert. Könnten Sie uns kurz erklären, was das bedeutet und warum dieses Phänomen eine Gefahr für Technologieunternehmen darstellt?
Peter Hermann: Bei Greenwashing handelt es sich um den Versuch eines Unternehmens, die eigene Umweltbilanz nach außen zu beschönigen. Das geschieht entweder durch irreführende oder unbelegbare Aussagen über angeblich „grüne“ Unternehmensstrategien und Aktionen. Bei einer genaueren Betrachtung erweisen sich diese blumig beschriebenen Maßnahmen dann als Trugbild.
Solche systematischen Beschönigungen werden, wenn sie unweigerlich auffliegen, schnell als Betrugsversuche wahrgenommen und können zu irreparablen Imageschäden führen. Zudem wirkt sich diese Blenderei negativ auf die Bemühungen um die Nachhaltigkeit aller anderen Unternehmen aus. Das Vertrauern der Kunden ist die wichtigste Währung, die ein Unternehmen besitzt. Ist dieses Vertrauen einmal zerstört, erhält man es nur schwer wieder zurück.
it&t business: Wie kann man Greenwashing verhindern?
Peter Hermann: Wenn Unternehmen ihre Ökobilanz nach außen kommunizieren wollen, gibt es einige Regeln zu befolgen. Als Erstes müssen alle Angaben absolut wahrheitsgemäß, akkurat und belegbar sein. Sie sollten klar und eindeutig formuliert sein, ohne um das Wesentliche herumzureden. Zudem wird öfters damit getrickst, relevante Informationen wegzulassen oder den Kontext zu verzerren. Auch hier gilt Aufrichtigkeit als oberstes Gebot. Zu guter Letzt müssen Daten immer den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder Dienstes abbilden und nicht nur einen selektiven Teil.
Unternehmen müssen nicht auf Greenwashing-Methoden zurückgreifen, wenn sie tatsächlich Maßnahmen umsetzen, die die Ökobilanz entsprechend verbessern. Ein Puzzleteil dieser Maßnahmen kann ein besseres Datenmanagement sein, mit dem sich gleichzeitig die Energiekosten senken lassen. Davon profitieren Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen.