Alle 14 Tage aktuelle News aus der IT-Szene >
EU-Projekt „ConnectedFactories2“: Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Foto: Johannes Zinner Plattform Industrie 4.0-Geschäftsführer Roland Sommer: „Es liegt an uns, den Arbeitsplatz der Zukunft zu gestalten, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit und in ihren Jobs zu erhöhen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu stärken“ Wie die Digitalisierung den Arbeitsplatz zukünftig besser an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten kann – über dieses Thema diskutierte kürzlich die Interessensgemeinschaft Plattform Industrie 4.0 Österreich im Rahmen des EU-Projekts „ConnectedFactories2“ gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Center for Human-Computer Interaction an der Universität Salzburg, des Center for Technology Experience beim AIT Austrian Institute Of Technology, der FH Joanneum, Institut für Industrial Management und der Produktionsgewerkschaft PRO-GE.
Die Plattform Industrie 4.0 sieht dabei den Ansatz „Mensch im Mittelpunkt“ als Wettbewerbsvorteil und widmet sich dem Thema in mehreren Projekten. Menschzentrierte Ansätze im digitalen Transformationsprozess stehen auch beim Factories of the Future Partnership-Projekt „ConnectedFactories2“ unter Horizon 2020 im Mittelpunkt: Gemeinsam mit anderen europäischen Projektpartnern beschäftigt sich die Plattform dabei mit der Einführung neuer Technologien und digitaler Plattformen im industriellen Umfeld. Im Zuge dessen wurde ein Workshop über den Industriearbeitsplatz der Zukunft organisiert.
Was bei der Einführung neuer Technologien für den Erfolg im Unternehmen verantwortlich ist, wurde mit den Forschungsschwerpunkten des AIT und der Universität Salzburg vorgestellt: „Human Center“ bedeutet den Menschen in seiner Rolle als künftiger Anwender bereits zu Beginn der Entwicklung neuer Technologien einzubeziehen. Ziel ist es, mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu verbessern.
Der Arbeitsplatz der Zukunft bietet neue Interaktions- und Interface-Möglichkeiten. Die Gesamtqualität des digitalen Arbeitsplatzes wirkt sich darauf aus, wie gerne und effektiv gearbeitet wird. „Human Diversity“ bietet dabei individuelle Hilfestellungen, um auf unterschiedliche Hintergründe der Mitarbeiter einzugehen. Die Qualität kann nur dann erhöht werden, wenn alle Faktoren berücksichtigt werden: Individuum, Produktions- und Arbeitsumfeld, Einsatz digitaler Lösungen, Bedürfnisse und Wünsche – sowohl der Arbeiter und Angestellten als auch des Unternehmens.
Automatisierung bedeutet unter anderem, dass Entscheidungen durch das System getroffen werden. Für die Akzeptanz ist vor allem das Vertrauen in ein System notwendig - dabei kann ein verständliches und nachvollziehbares soziotechnisches Design helfen.
Die FH Joanneum, Institut für Industrial Management, stellte den Arbeitsplatz der Zukunft am Shopfloor vor: Dabei beschäftigt man sich mit der Frage, wie den Bedürfnissen der Arbeiter besser entsprochen werden könnte. Angestellte können ihre Aufgaben oft auch vom Homeoffice aus erledigen, Arbeiter sind an den Arbeitsplatz gebunden – hier bietet die Digitalisierung vielfältige Möglichkeiten den Arbeitsplatz aufzuwerten. Die digitale Transformation kann sich nicht nur positiv auf das Unternehmen (z.B. Zeitersparnis, Qualitätsverbesserung) und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (z.B. mehr Verantwortung, höhere Flexibilität am Shopfloor) auswirken, sondern auch unterschiedliche Gesellschaftsgruppen besser integrieren. Das Credo dabei: Die Technologie soll dem Menschen dienen und nicht umgekehrt.
Abschließend wurden durch die Produktionsgewerkschaft PRO-GE rechtliche Aspekte wie betriebliche Mitbestimmung, Arbeitnehmerschutz, Datensicherheit/-schutz, Arbeitszeit, taktbasierte Arbeit und Haftbarkeit bei autonomen Systementscheidungen beleuchtet. Zudem wurde betont, wie wichtig es ist, Mitarbeiter frühzeitig einzubinden und als gleichwertigen Partner auf Augenhöhe zu begegnen: Der Nutzen von neuen Systemen muss kommuniziert werden, um Vorbehalte auszuräumen.
Auch im Rahmen der Expertengruppe „Mensch in der digitalen Fabrik“ der Plattform Industrie 4.0 werden menschzentrierte Aspekte bei der Einführung von KI-Anwendungen und deren Auswirkungen auf die Akzeptanz bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beleuchtet, unter anderem im Projekt „AI for Good“, finanziert durch den Digifonds der Bundesarbeitskammer.