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Die gesetzliche Pflicht zum Monitoring des CO2-Ausstoßes in Unternehmen rückt näher. Geschäftsanwendungen stellen die Informationen bereit, um die Verursacher von Treibhausgasen in Vertrieb, Service, Einkauf, Materialwirtschaft und Produktion zu identifizieren. Eine neue Studie hat erhoben, welche Softwaresysteme das meiste Potential für die Erhebung von Emissionsdaten haben.
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Unternehmen können den Aufwand für die CO2-Bilanzierung signifikant reduzieren, wenn sie die bereits verfügbaren Daten aus ERP-Systemen und weiteren Business-Anwendungen heranziehen.
„Wo kein Kläger, da kein Richter“ – das gilt beim Nachhaltigkeitsmonitoring bald nicht mehr: Spätestens ab dem Jahr 2026 werden auch viele mittelgroße Unternehmen von der CSRD-Berichtspflicht betroffen sein. Doch wie werden sie an die hierfür nötigen Informationen kommen? Hierzu hat das Center Integrated Business Applications (CIBA) in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen im Auftrag des ERP-Anbieters proALPHA das in Geschäftsanwendungen bereits vorhandene Potential in puncto CO2-Bilanzierung untersucht.
CO2-Emissionen werden in der Regel nach dem Greenhouse Gas Protocol (GHG)-Standards berechnet, das einen länderübergreifenden Bezugsrahmen zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen bietet. Neben dem direkten Schadstoffausstoß im Unternehmen (Scope 1) werden auch vorgelagerte Aktivitäten wie beispielsweise der bezogene Strom (Scope 2) und indirekte Emissionen durch vor- und nachgelagerte Aktivitäten aller Art (Scope 3) gemessen. Entscheidend für die Qualität eines Bilanzierungssystems ist die Datenverfügbarkeit.
Die nun veröffentlichte Studie „CO2-Management mit Business Software“ zeigt, dass ERP-Systeme die höchste Informationsverfügbarkeit bieten. Kombiniert mit Maschinen- und Betriebsdaten aus dem MES (Manufacturing Execution System) decken sie 70 Prozent der Informationen ab, die für die Bilanzierung von CO2-Emissionen erforderlich sind. Die Scope 1-Emmissionen eines Unternehmens können durch Kombination der Daten aus den beiden Softwaresystemen fast vollständig erhoben werden.
Für indirekte Emissionen (Scope 2) bieten Informationen aus dem Rechnungswesen im ERP-System eine gute Datenquelle. Zudem stellt betriebswirtschaftliche Software entsprechende Informationen zu Produkten und Transporten bereit – wenngleich oft Emissionsfaktoren fehlen, mit denen die CO2-Belastung, die eine bestimmte Aktivität verursacht, errechnet werden kann, so die Studie.
Scope-3-Emmissionen biete zwar das größte Potential zur Emissionsreduktion, die Datenverfügbarkeit gestaltet sich je nach Branche jedoch recht unterschiedlich. Branchenübergreifend sind laut der Studie rund 74 Prozent der Daten, die es für die Protokollierung der vor- und nachgelagerten Emissionen braucht, in den vorhandenen Softwaresystemen bereits verfügbar. Im Maschinenbau sind es sogar 89 Prozent.
Das Fazit der Studie: Unternehmen können den Aufwand für die CO2-Bilanzierung signifikant reduzieren und Maßnahmen zur Emissionsvermeidung ableiten, wenn sie die bereits verfügbaren Daten aus ERP-Systemen und weiteren Business-Anwendungen heranziehen. Die Verantwortlichen sollten daher danach trachten, die Informationsverfügbarkeit innerhalb ihrer Business-Anwendungen entsprechend steigern. Für eine effiziente Bilanzierung und effektive Emissionsreduktion brauche es allerdings ergänzend dedizierte CO2-Management-Tools.
„Ob Regulatoren, Partner oder Kunden – auf Unternehmen und Organisationen rollt ein Tsunami an Emissionsberichtspflichten zu“, kommentiert Michael Finkler, Geschäftsführer proALPHA Gruppe die Ergebnisse. Ohne entsprechende und umfangreiche Digitalisierungsinitiativen wird die Welle nicht in den Griff zu bekommen sein, so Finkler weiter: „Bei den Emissionsfaktoren könnte die Politik die Unternehmen unterstützen, indem sie nicht nur Berichte fordert, sondern auch die dafür nötigen Daten wie etwa Emissionsfaktoren zur einfacheren Nachhaltigkeitsberichterstattung leichter zugänglich macht.“ Ein passendes Vehikel hierfür bieten etwa die kürzlich in Deutschland gestarteten Wirtschaftsinitiativen Manufacturing-X oder Catena-X.