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Gastbeitrag: DORA, ein neues Regelwerk der EU, soll digitale Risiken auf den Finanzmärkten minimieren. Für betroffene Organisationen führt DORA einen ganzheitlichen Rahmen für effektive Resilienz ein. Worauf sich IKT-Unternehmen bei der neuen EU-Verordnung einstellen müssen, erklären Georg Beham und Serhat Ada von PwC Österreich.
Mit DORA will die EU digitale Risiken auf den Finanzmärkten minimieren und die digitale Resilienz stärken Seit Jänner 2023 ist der Digital Operational Resilience Act (DORA) in Kraft und betrifft mehr als 22.000 Finanzunternehmen und IKT-Dienstleister in der EU. Das Ziel dieser Verordnung ist es, digitale Risiken auf den Finanzmärkten zu minimieren und somit die digitale Resilienz zu stärken. Unter anderem soll so sichergestellt werden, dass Finanzunternehmen ihren Betrieb auch bei schwerwiegenden Störungen der Cybersicherheit oder der IKT aufrechterhalten können.
Für die unter die Verordnung fallenden Unternehmen bedeutet DORA umfassende Maßnahmen und einen zeitnahen Handlungsbedarf. Sie müssen bis zum Ende der Umsetzungsfrist im Jänner 2025 gezielte Maßnahmen im Bereich digitaler Resilienz setzen. In diesem Artikel werden wir uns auf die konkreten Auswirkungen von DORA auf die IKT-Anbieter im Finanzsektor konzentrieren und zeigen, wie diese sich effektiver vor den steigenden Bedrohungen der Cyberkriminalität schützen können.
DORA betrifft eine Vielzahl von Organisationen im Finanzsektor. Dazu zählen nicht nur Banken und Versicherungsunternehmen, die bereits durch die EBA/EIOPA-Leitlinien zur IKT-Sicherheit und zum Outsourcing mit derartigen Vorschriften vertraut sind, sondern auch Handelsplätze, betriebliche Altersversorgungseinrichtungen, Anbieter von Krypto-Dienstleistungen, Versicherungsvermittler und zahlreiche weitere Finanzunternehmen. Auch FinTechs und Start-ups können der DORA unterliegen, wenn sie zu den in der Verordnung genannten Unternehmenstypen gehören. Für kleinere Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden und begrenztem Jahresumsatz gelten weniger strenge Anforderungen.
Wichtig für IKT-Anbieter, einschließlich Cloud-Service-Provider, im Finanzsektor ist die Einstufung der Dienstleistung. Wenn die erbrachten Dienstleistungen als "kritisch" für Finanzunternehmen angesehen werden, wird auf den IKT-Anbieter der Geltungsbereich von DORA direkt angewendet. Das erfordert das Einhalten hoher Sicherheitsstandards, um die Widerstandsfähigkeit des Finanzmarktes zu gewährleisten. Zusätzlich werden einige dieser großen IKT-Anbieter direkt in den Aufsichtsrahmen fallen.
Betroffene Unternehmen müssen ihre digitale Resilienz erhöhen und aufrechterhalten. Dazu gehört die Implementierung robuster IKT-Systeme und -Werkzeuge, die Minimierung von Auswirkungen bei IKT-Risiken und -Vorfällen sowie die kontinuierliche Überwachung aller IKT-Risiken. Ein umfassendes IKT-Risikomanagement muss eingerichtet und betrieben werden. DORA verlangt außerdem regelmäßige "bedrohungsorientierte" Tests der Resilienzmaßnahmen sowie Mechanismen zur Erkennung und Meldung von Vorfällen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem angemessenen Drittparteien-Management und dem damit verbundenen IKT-Risikomanagement.
Im Gegensatz zu den bestehenden Richtlinien erweitert DORA den Anwendungsbereich und inkludiert nun auch kritische IKT-Dienstleister. Zudem ersetzt DORA verschiedene Einzelrichtlinien für beaufsichtigte Branchen durch eine umfassende harmonisierte Verordnung. Damit wird erwartet, dass DORA zusammen mit den kommenden Level 2 Regulatory Technical Standards die EBA/EIOPA-Leitlinien für das IKT- und Sicherheitsrisikomanagement durch detaillierte Anforderungen konkretisieren wird.
Die Erfüllung der komplexen Anforderungen von DORA stellt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen dar. Die Festlegung eines geeigneten Sicherheitsniveaus und die Bereitstellung ausreichender Zeit und Ressourcen sind ebenfalls kritische Punkte. Unternehmen sollten frühzeitig mit der Planung und Umsetzung beginnen und gegebenenfalls externe Expertise hinzuziehen, um den Prozess effizient zu gestalten.
Eine weitere Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, dass die Uhr für die Durchsetzung von DORA bereits tickt, während die Level 2 Regulatory Technical Standards noch in der Entwicklungsphase sind. Diese technischen Standards werden zu weiteren Anforderungen führen, welche die IKT-Dienstleister mit demselben Durchsetzungstermin zu erfüllen haben.
Neben den genannten Maßnahmen wie das IKT-Risikomanagement, Cybersecurity, Digital Operational Resilience Strategie und Governance, technische Präventions-, Detektions- und Reaktionsmaßnahmen sowie Tests von Resilienzmaßnahmen gehört auch das Management von Informationssicherheit für Drittparteien zu den Aufgaben von Unternehmen. Die Umsetzungsfrist für DORA läuft bis Jänner 2025, daher empfiehlt es sich, zeitnah mit der Planung und Umsetzung zu beginnen.
Eine proaktive Herangehensweise ist entscheidend, um die Anforderungen von DORA erfolgreich zu erfüllen. Unternehmen sollten eine umfassende Analyse durchführen, um die notwendigen Maßnahmen zu identifizieren und zu priorisieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen IT- und Geschäftsbereichen ist dabei unerlässlich. Externe Expert:innen können den Prozess beschleunigen und sicherstellen, dass alle Anforderungen rechtzeitig erfüllt werden. Zudem ist es wichtig, eine Kultur der Cybersicherheit im gesamten Unternehmen zu etablieren und Bewusstseinsbildung sowie Schulungen für alle Mitarbeitenden durchzuführen.
Die DORA-Verordnung stellt eine Chance für Unternehmen dar, ihre digitale Resilienz nachhaltig zu stärken und sich effektiv vor Cyberangriffen zu schützen. Die Umsetzung von DORA sollte nicht nur als lästige Pflicht betrachtet werden, sondern als Möglichkeit, die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit gegenüber digitalen Risiken zu erhöhen. Unternehmen sollten frühzeitig mit der Planung und Umsetzung beginnen, um die komplexen Anforderungen zu erfüllen.