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Gastbeitrag: Der Wandel von der hybriden zur virtuellen Welt des Metaversums fordert Unternehmen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heraus. Welche neuen Berufsbilder entstehen und was das Metaverse für die Bindung von Mitarbeitern und Kunden bedeutet, weiß Matthias Herkommer.
Foto: Qlik Der Autor Matthias Herkommer ist Director Presales DACH bei Qlik Das sogenannte Metaverse steckt zwar noch in den Kinderschuhen, doch immer mehr Unternehmen bereiten sich auf die neue 3D-Welt vor. Physische, erweiterte und virtuelle Realitäten verschmelzen zu einer Wirklichkeit, die neue Chancen und Berufsbilder ermöglicht. Um diese Welt gewinnbringend zu nutzen, ist allerdings fundierte Datenkompetenz unerlässlich.
Im Zuge der Pandemie hat sich die Arbeitswelt nachhaltig gewandelt. In vielen Berufen erleichtern Kommunikationstools wie Zoom oder Microsoft Teams das gemeinsame Arbeiten über physische und digitale Grenzen hinweg. Jenseits vom Schreibtisch – beispielsweise im Gesundheitswesen, in der Produktion oder im Bausektor – ist ortunabhängiges Arbeiten dagegen noch schwer zu realisieren. Das Metaversum bietet jedoch gänzlich neue Kollaborationsmöglichkeiten: Mithilfe immersiver Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) verschmelzen physische, erweiterte und virtuelle Realitäten miteinander und schaffen eine neue Dimension. Damit wird es in Zukunft zum Beispiel möglich sein, Prototypen zu entwickeln und zu testen oder Maschinen zu warten.
Die Chancen, die das Metaverse eröffnet, sind vielfältig – und das nicht nur für schon bestehende Berufsfelder. Vielmehr werden sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren mit dem Wandel zu Meta-Unternehmen neue Tätigkeitsprofile entwickeln. Das zeigen auch Ergebnisse der Studie „Data Literacy: The Upskilling Evolution“, in deren Rahmen Qlik mehr als 1.200 Führungskräfte und rund 6.000 Beschäftigte in Deutschland, Frankreich, UK, den USA, Japan sowie Australien und Neuseeland über deren Arbeitswelt befragte. Immer wichtiger werden der Studie zufolge Berufsbilder wie der Chief Metaverse Officer, dessen Aufgabenbereich digitale und virtuelle Mitarbeiter- und Kundenerlebnisse umfasst, sowie der Metaverse Experience Designer, der für die Verschmelzung von physischen und virtuellen Welten und die nahtlose Datenübertragung verantwortlich zeichnet. Ebenfalls an Bedeutung gewinnen wird nach Einschätzung der Entscheidungsträger der Workplace Enviromental Architect, der unter anderem die Produktivität und das Wohlbefinden der Beschäftigten im analogen Raum sowie im Metaverse verbessern soll. Auch VR-basierte Schulungen und Coachings zur Stärkung der mentalen Resilienz der Mitarbeiter werden in Meta-Unternehmen zunehmend eine Rolle spielen. Diese Aufgabe übernimmt der sogenannte Immersion Counsellor.
Einige Unternehmen haben bereits begonnen, sich als „Metaprises“ zu positionieren und an ihrer eigenen Version der virtuellen Realität zu arbeiten. Mit der Namensänderung von Facebook zu „Meta“ will sich das Unternehmen beispielsweise als Pionier im Metaverse etablieren und gleichzeitig einen Urheberrechtsanspruch signalisieren. Microsoft entwickelt ebenfalls spezielle Produkte und Apps, die genau auf das Metaversum ausgerichtet sind. Die Konstrukteure bei Hyundai wiederum nutzen VR-Headsets, um gemeinsam und standortsunabhängig neue Automodelle zu designen. „Die zunehmende Virtualisierung macht die Systeme immer intelligenter. In den nächsten zehn Jahren werden wir Tools sehen, die in Sachen Virtualität alles toppen, was wir kennen. Es wird keinen Unterschied mehr machen, wo wir uns aufhalten“, erwartet der Zukunftsforscher und Autor Gerd Leonhard.
Zukünftig werden auch Mitarbeiter, deren Tätigkeit nicht primär am Schreibtisch erfolgt, unabhängig von ihrem Standort kollaborieren können. In der Produktion, im Gesundheitswesen oder im Bauwesen kann die 3D-Modellierung körperlich abwesende Personen im virtuellen Raum vereinen. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Entscheidungsprozesse verbessern und beschleunigen, sondern auch Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern und Kontinenten effizient zusammenbringen. Dies ermöglicht beispielsweise die gemeinsame Wartung von Maschinen oder das Erstellen immersiver Design-Prototypen für die Entwicklung neuer Produkte. Erste Mixed-Reality-Arbeitsplätze existieren bereits. Gemeinsam mit Microsoft und Altspace VR hat Accenture einen solchen Arbeitsplatz unter dem Namen „Nth Floor“ konzipiert. Hier arbeiten Avatare und reale Mitarbeiter zusammen.
Die 3D-Welten basieren auf Architekturen aus Daten. Metaverse-Anwendungen erzeugen daher eine regelrechte Datenflut. Unternehmen und ihre Mitarbeiter stehen vor der Aufgabe, diese Flut zu managen, um das volle Potenzial ihrer Daten ausschöpfen zu können. Trotz zunehmender Investitionen in die digitale Bildung hinkt die Datenkompetenz aber in vieler Hinsicht allerdings noch hinterher. Laut unserer Studie verlassen sich 46 Prozent der Mitarbeiter bei Entscheidungen eher auf den eigenen Bauch als auf Erkenntnisse, die auf Daten basieren. Und viele Unternehmen nutzen Daten eher passiv, als diese konsequent in die Arbeitsabläufe zu implementieren. Daten zu lesen, zu analysieren und mit ihnen zu kommunizieren, ist jedoch die Grundlage für den Erfolg der Meta-Unternehmen. Nur dann lassen sich in Echtzeit kontextuelle Erkenntnisse gewinnen, die zu besseren und schnelleren Entscheidungen führen.
Hier setzen Explainable-BI-Lösungen (Business Intelligence) an: Der Nutzer erhält detaillierte Informationen über Datenherkunft und – quellen, die Data Governance sowie zur Business-Logik, mit der die Ergebnisse aus den Daten abgeleitet werden. Explainable BI kann als „aktive Intelligenz“ verstanden werden. Transparente KI-Prozesse ermöglichen es, zu erkennen, wie es zu bestimmten datenbasierten Erkenntnissen kommt – dadurch wachsen menschliche Expertise und algorithmische Effizienz zusammen. Allerdings setzt dies voraus, dass die Nutzer den Daten vertrauen – und daran hapert es vielerorts. So glauben laut unserer Studie 46 Prozent der Befragten nicht an die Aktualität und Richtigkeit der Daten, auf deren Basis Entscheidungen getroffen werden sollen.
Als Vorbereitung auf eine Zukunft im Metaverse müssen Unternehmen proaktiv die generierten Daten in Echtzeit nutzen und dabei nicht nur ihre Prozesse an die neue Umgebung adaptieren. Vielmehr müssen auch die Kultur und die Belegschaft berücksichtigt werden. Der Wandel von hybriden zu der virtuellen Welt des Metaversums erfordert neue kreative Konzepte zur Bindung von Mitarbeitern und Kunden.