Alle 14 Tage aktuelle News aus der IT-Szene >
Unter dem Stichwort „Futureproof“ präsentierte SAP in Barcelona zahlreiche Innovationen rund um seine Business-Lösungen. Mit Swarovski stand auch ein österreichisches Anwenderunternehmen im Rampenlicht.
Foto: SAP
SAP-Vorstandssprecher Christian Klein: „Wer es mit der digitalen Transformation ernst meint, muss in die Cloud.“
Nach der „großen“ Sapphire in Orlando ging die europäische Ausgabe von SAPs Kunden- und Partnerkonferenz vergangene Woche in Barcelona über die Bühne. Im Fokus stand die Hype-Technologie Künstliche Intelligenz, nachhaltiges Wirtschaften und der unverminderte Zug des Walldorfer Softwarekonzerns in die Cloud.
SAP-Software ist oftmals hochindividualisiert, Upgrades und Migrationen gestalten sich entsprechend schwierig. Vor diesem Hintergrund wollte SAP-CEO Christian Klein den europäischen SAP-Kunden in seiner Eröffnungskeynote die Reise zurück zum Software-Standard schmackhaft machen. Man wolle für einen sauberen Softwarekern sorgen, so Klein, um Release- und Upgradefähigkeit gerade im Cloud-Betrieb zu gewährleisten. Individualisierungen und Anpassungen sollen weiterhin möglich bleiben, aber eben über Integrationen der Business Technology Plattform und möglichst nicht im Softwarekern.
Der Weg zum „Clean Core“ führt über die Transformationsangebote Rise with SAP und das neue Grow with SAP. Mit letzterem will SAP nun auch vermehrt den Mittelstand für die Reise in die Cloud begeistern. SAPs Zug zur Wolke bleibe unverändert stark, wie Christian Klein im Gespräch mit Journalisten bestätigte: „Wer es mit der digitalen Transformation ernst meint, muss in die Cloud“, so der SAP-Chef. Man habe mit Rise with SAP mittlerweile einen Wendepunkt erreicht und wolle mit Grow with SAP nun auch das Segment vom gehobenen Mittelstand abwärts bedienen.
Seine neue Partnerschaft mit Microsoft zum Thema KI präsentierte SAP bereits in Orlando. Christian Klein unterfütterte die Ankündigungen in Barcelona mit Beispielen, wie künstliche Intelligenz in den SAP-Lösungen konkret zum Einsatz kommen soll. Diese soll nämlich künftig – möglichst unauffällig im Hintergrund – sämtliche Unternehmensprozesse begleiten und das Leben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleichtern. Vieles davon stellt SAP laut Klein im Rahmen seiner Lizenzverträge kostenfrei zur Verfügung, für einige anspruchsvollere Funktionen müssten Unternehmen jedoch bezahlen.
Im Human Resources-Bereich helfen smarte Funktionen beispielsweise dabei, das Recruiting von Fachkräften zu vereinfachen. Die Personalerin gibt, so die Vision von SAP, nur eine kurze Jobbeschreibung an, die generative AI bastelt daraus eine ansprechende Stellenanzeige. Beim Einstellungsgespräch schlägt der smarte Helfer der Personalerin Fragen auf Basis des Lebenslaufs des Kandidaten bzw. der Kandidatin vor. Bei der Evaluation der Gespräche und der Entscheidung für einen Kandidaten oder eine Kandidatin stellt der KI-Assistent die erhobenen Daten übersichtlich zusammen. Der Clou dabei: Der Anwender oder die Anwenderin kann diese Funktionen direkt im jeweiligen Prozess nutzen, ohne die Anwendung verlassen zu müssen.
Geht es nach Christian Klein, soll das ESG-Reporting künftig gleichrangig neben dem Finanzreporting stehen. „Unternehmen müssen Nachhaltigkeitsdaten genauso wie Finanzdaten behandeln“, forderte der SAP-CEO. Ziel müsse es sein, eine „CO2-Buchhaltung“ zu etablieren, die nicht mit Schätzungen und Durchschnitten, sondern mit Echtwerten arbeitet – und zwar bis hinunter auf die Produktebene, so Klein.
Unterstützung finden Unternehmen im sogenannten „Green Ledger“, dem neuesten Mitglied des SAP-Nachhaltigkeitsportfolios. Dieser soll Umweltdaten genauso revisionsfähig, transparent und zuverlässig verarbeiten, wie die Finanzbuchhaltung. Mit der SAP Sustainability Data Exchange können Unternehmen zudem Nachhaltigkeitsdaten mit Partnern und Lieferanten austauschen, um die Dekarbonisierung ihrer Lieferketten voranzutreiben.
Der zweite Tag der Sapphire Barcelona gehörte den SAP-Kunden. Scott Russell, Vorstand für den Bereich Customer Success bei SAP, holte eine Reihe hochkarätiger Kunden auf die Bühne, die ihre SAP-Projekte vorstellten – und zwar auch mit österreichischer Beteiligung: Lea Sonderegger, CIO von Swarovski, berichtete über die Business Transformation, die der Kristall-Weltmarktführer aus Tirol im Rahmen seiner Strategie „Lux ignite“ unternommen hat.
Swarovski, seit 40 Jahren SAP-Kunde, transferierte mit Rise with SAP seine Softwarelandschaft in die Cloud. Ziel des Projekts war es, so Sonderegger, die Unternehmensdaten über alle Bereiche hinweg zu vereinheitlichen. Insgesamt wanderten so 15 Terabyte an Daten aus CRM und E-Commerce in die Wolke. „IT ist kein Mittel zum Zweck, sondern muss Werte schaffen“, fasste die CIO ihren Ansatz zusammen. Im nächsten Schritt will Swarovski KI-Funktionalitäten nutzen, „aber wir wollen es richtig machen und nicht nur dem Trend nachlaufen“, wie Lea Sonderegger betonte.
Auch der weltweit tätige Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB präsentierte im Rahmen der Sapphire seine digitale Transformation mit Rise with SAP. Die stattliche Zahl von insgesamt 100.000 SAP-Usern wurde unter der Leitung von Jürgen Reinhard, ABB VP and Global Head of ERP, migriert. Ziel war es, für die weltweit verstreuten Divisions von ABB eine „Single Source of Truth“, also eine gemeinsame Datenbasis zu schaffen. Im ersten Schritt migrierten Jürgen Reinhard und sein Team die Finanzprozesse des Konzerns, demnächst will man sich der ECC-Umgebung widmen.
Für die Umsetzung des Projekts entschied sich ABB für eine duale Lösung. Der Konzern nutzte zwar Rise with SAP, behielt die Software selbst aber on-premise. Für die Zukunft wolle man über hybride Betriebsmodelle nachdenken, so Reinhard. Ganz im Sinne der aktuellen SAP-Strategie ist dabei laut Reinhard die wichtigste Prämisse: „Keep the core clean!“