Eine aktuelle Umfrage unter medizinischem Fachpersonal belegt: Wenn Ärztinnen und Ärzte aktiv in die Entwicklung von KI-Lösungen eingebunden sind, profitieren sowohl die Nutzerfreundlichkeit als auch die klinische Wirksamkeit. Sechs Unternehmen heben sich dabei durch besonders hohe Zufriedenheitswerte ab.
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Die Einbindung von künstlicher Intelligenz in den klinischen Alltag gilt als vielversprechend – doch viele Systeme scheitern in der Praxis an mangelnder Benutzerfreundlichkeit, unklaren Anwendungsfeldern oder fehlender Akzeptanz bei medizinischem Fachpersonal. Eine aktuelle Erhebung des US-Marktforschungsunternehmens Black Book Research zeigt nun, dass es auch anders geht: Sechs Anbieter erhielten nahezu perfekte Bewertungen von Anwenderinnen und Anwendern – mit einem gemeinsamen Nenner: Die intensive Beteiligung von Kliniker:innen an Entwicklung und Gestaltung der KI-Lösungen.
Die Erhebung, durchgeführt im zweiten Quartal 2025 unter 448 Klinikern, untersuchte acht qualitative Leistungsindikatoren. Diese messen, wie stark die Perspektive der medizinischen Anwender:innen die Usability und den klinischen Nutzen von KI-Anwendungen beeinflusst. Dazu gehören etwa die Passung in bestehende Arbeitsabläufe, Zufriedenheit mit der Bedienung, langfristige Nutzung im Alltag, Auswirkungen auf die Patientenversorgung sowie Transparenz und Vertrauenswürdigkeit der Systeme. Bewertet wurden auch Rückmeldeschleifen, der Grad der Mitgestaltung sowie wahrgenommene Zeitersparnisse bei administrativen Aufgaben.
Von über 200 bewerteten Unternehmen erzielten sechs Anbieter nahezu perfekte Durchschnittsbewertungen:
Epic Systems (9,97/10) überzeugte durch das "Physician Builder"-Programm, bei dem Ärzt:innen aktiv in alle Phasen der Produktentwicklung eingebunden sind. Besonders positiv bewertet wurden die Integration in Arbeitsabläufe, Nutzerzufriedenheit sowie spürbare Zeitgewinne.
Signal 1 (9,95/10), spezialisiert auf prädiktive Analytik und Entscheidungsunterstützung, punktete vor allem bei Transparenz, klinischem Nutzen und Integration in bestehende Abläufe.
Aidoc (9,93/10), Anbieter von bildgebender KI für die Radiologie, arbeitet eng mit praktizierenden Radiolog:innen zusammen. Die Befragten hoben insbesondere die hohe Usability und den direkten Einfluss auf Diagnosen hervor.
Suki AI (9,91/10), ein digitaler Sprachassistent für Kliniker:innen, wurde für seine intuitive Bedienung und die spürbare Entlastung bei Dokumentationsaufgaben gelobt. Rückmeldungen aus der Praxis fließen laut Umfrage regelmäßig in Produktupdates ein.
Notable (9,90/10), Anbieter von Workflow-Automatisierung, legt besonderen Wert auf kontinuierliche Rückmeldung von Anwender:innen. Die reduzierte Verwaltungslast und transparente Funktionsweise fanden breite Anerkennung.
Viz.ai (9,90/10) wurde besonders für die Koordination in der Akutversorgung, etwa bei Schlaganfällen, positiv hervorgehoben. Anwender:innen lobten die klinische Wirkung und die schnelle Verfügbarkeit entscheidungsrelevanter Informationen.
Die Studie zeigt deutlich: Dort, wo medizinisches Fachpersonal nicht nur Nutzer, sondern aktiver Mitgestalter von KI-Lösungen ist, verbessert sich nicht nur die Technologie, sondern auch die tägliche Arbeit im klinischen Umfeld. Die befragten Ärzt:innen beschrieben eine höhere Zufriedenheit, eine bessere Einbettung in Arbeitsprozesse sowie konkreten Nutzen für die Patientenversorgung.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich das Verständnis von "erfolgreicher KI im Gesundheitswesen" weiterentwickelt. Nicht länger stehen rein technische Fortschritte im Vordergrund, sondern zunehmend die Frage, wie diese Technologien konkret im klinischen Alltag wirken – und wie stark medizinisches Personal in ihrer Entstehung eingebunden war. Für Anbieter im digitalen Gesundheitsmarkt dürfte die Mitgestaltung durch Medizinern und Medizinerinnen damit zum neuen Standard werden.