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Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher zu Gast beim Digitalevent „T-Breakfast“ von Magenta.
Foto: Magenta Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher diskutierte digital mit Werner Kraus, CCO Business Customers (re.), und Andreas Bierwirth, CEO Magenta Telekom (li.) Beim „T-Breakfast“ diskutierte Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher mit Gastgeber Werner Kraus, CCO Business Customers, und Andreas Bierwirth, CEO Magenta Telekom, über die Rolle der Sicherheit aus verschiedenen Blickwinkeln – in der Gesellschaft genauso wie in der digitalen Infrastruktur. Rund 250 Teilnehmer aus der österreichischen Wirtschaft waren digital zu Gast.
Sicherheit ist ein psychologisches Grundbedürfnis. Wie allerdings dieses Grundbedürfnis von jedem einzelnen befriedigt wird, kann nur sehr individuell beantwortet werden. Für den einen ist es entscheidend, finanziell abgesichert zu sein. Ein anderer blickt, angesichts des Klimawandels oder zusammenbrechender Gesundheitssysteme, panisch in die Zukunft. Viele waren im letzten – von der Pandemie geprägten – Jahr stark verunsichert und sind es zum Teil immer noch. „Wir alle wollen uns sicher fühlen. Aber wie kann man das Sicherheitsgefühl stärken? Unsere evolutionären Muster haben uns für das Leben in sozialen Gruppen und dem direkten Miteinander ausgestattet, aber nicht für das Leben im digitalen Raum – das Bauchgefühl ist oft überfordert von der Vielzahl der Informationen und den neuen Technologien. Technik sollte die Komplexität nicht in den Vordergrund stellen, sondern sollte anstrengungslos so wie Magie funktionieren“, erklärte Elisabeth Oberzaucher. Die aus der TV-Show „Science Busters“ bekannte Biologin und Entwicklungspsychologin unterrichtet seit Jahren u.a. an der Uni Wien und ist regelmäßig als Vortragende tätig.
Informationen geben uns ein Stück der Kontrolle und Sicherheit zurück. Im unternehmerischen Kontext heißt das: Farbe bekennen und auf Dinge reagieren. „In der Luftfahrt beispielsweise gibt es eine komplett andere Fehlerkultur als in vielen anderen Unternehmen. Man steht zu seinen Fehlern und spricht darüber mit Kollegen und Kolleginnen, sucht gemeinsame Lösungswege. Indem man Notfälle trainiert, verliert man die Angst vor ungeplanten Zwischenfällen, weil man auf diese Situationen vorbereitet ist. Kritische Fragen müssen gestellt werden können sowie eine klare Rollenverteilung und Struktur sind ebenfalls wichtig, damit die Zusammenarbeit in Ausnahmesituationen funktioniert – im Cockpit ebenso wie in jedem anderen Unternehmen“, meinte Andreas Bierwirth.
Es gibt bekannte Gefahren gegen die wir uns bestmöglich schützen können, etwa als Unternehmer gegen Verlust und Missbrauch von vertraulichen Daten. Aber was passiert, wenn plötzlich unabsehbare Risiken unseren Alltag bestimmen? Gefahren, die unerwartet auftreten, für die wir noch keine Präventionskonzepte haben, setzen unser Sicherheitsempfinden massiv unter Druck. „Man muss im Auge behalten wie man die zwei scheinbar divergenten Themen Sicherheit und Innovation unter einen Hut bringen kann. Sicherheitssysteme müssen wesentlich bleiben – Platz für Innovation aber ebenso geschaffen werden – wir diskutieren neue Möglichkeiten zur Verbesserung und Weiterentwicklung immer gerne mit unseren Kunden und Partnern. Wachsamkeit für den volatilen Markt und das Umfeld, Offenheit und Austausch sind der Schlüssel, um das eigene Handeln rasch an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen“, so Werner Kraus.
„Disruption und Veränderungen haben sowohl eine positive als auch eine negative Seite. Veränderung von außen wird als unangenehm wahrgenommen. Wenn es um Innovationen geht, passieren solche aber genau in diesen Momenten. Es sind dann die Unternehmen erfolgreich unterwegs, die flexibel genug sind. Wenn wir den Kopf in den Sand stecken, nehmen wir uns die Möglichkeit, auf Dinge zu reagieren. Im Unternehmenskontext gilt es, auf Situationen zu reagieren, Informationen aufzusaugen und in Lösungen umzuwandeln – wer wartet, bis es kracht, ist bereits zu spät dran“, ergänzt Oberzaucher.
Ausgerüstet mit den feinsten strategischen Werkzeugen haben Unternehmen über viele Jahre ihre Strategien möglichst solide gebaut. Die Prämisse dabei war das stabile Umfeld und damit eine lineare Planung zukünftiger Geschäftsaktivitäten. Doch ein solider Zukunftsausblick wird schwieriger und hohe Komplexität und Dynamik haben dazu geführt, dass die Unternehmenswelt ständig in Bewegung ist – Trends sind schnelllebiger, Kundenbedürfnisse verändern sich laufend, die Digitalisierung entwickelt sich rasant. Ist es also ökonomisch noch zielführend, sich in der strategischen Planung vom Drang nach möglichst hoher Genauigkeit der Prognosen leiten zu lassen? Sollten wir weiterhin versuchen, alle Eventualitäten zu kalkulieren oder vielmehr lernen, mit der Unsicherheit zu leben? Bierwirth: „Alles ist dynamisch, nichts ist sicher – das ist neue Normalität in Unternehmen. Die Rahmenbedingungen ändern sich noch viel schneller als wir es bis jetzt kennen. Wichtig ist es als Unternehmensleitung, seinen Weg mit Überzeugung zu gehen, diesen aber permanent zu hinterfragen und an neue Szenarien anzupassen.“
„Unsicherheit gehört zum Leben dazu, sowohl privat als auch im Unternehmertum. Wir müssen unser altes Sicherheitsdenken durch agiles, flexibles Denken ersetzen und den Markt und das Umfeld gut im Blick behalten und in dieser Wachsamkeit eigene Strategien rasch anzupassen“, ergänzt Kraus.