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Von SAP S/4HANA bleibt auch die Steuerabteilung nicht unberührt. Bestehende Add-ons und Anpassungen für die indirekte Steuerermittlung können aus vorhergehenden SAP-Versionen nicht einfach übernommen werden. Jetzt gilt es zu entscheiden: Alles nativ neu aufsetzen oder eine Tax Engine für indirekte Steuern integrieren? Gastbeitrag von Roger Lindelauf.
Foto: iStock/gorodenkoff Je komplexer und umsatzträchtiger das internationale Geschäft ausgerichtet ist, umso aufwendiger ist die Umsatzsteuer-Ermittlung und deren Abbildung im SAP-System. Mit SAP S/4HANA transformieren Unternehmen ihre Finanzorganisation für durchgängig digitalisierte Prozesse – Standardisierung sowie ein hoher Automatisierungsgrad sind die Ziele. Dies erfordert eine ebensolche Umsatzsteuerfindung, verbunden mit einem modernen Management der indirekten Steuern. Da bestehende Funktionen aus SAP-Altsystemen nicht einfach in SAP S/4HANA kopiert werden können, ist zwischen zwei Alternativen abzuwägen: Neu-Programmierung der nötigen Steuerlogik nativ in SAP S/4HANA oder die Implementierung einer externen Tax Engine?
Grundsätzlich dienen Tax Engines als zentral integrierte Lösungen der automatisierten Umsatzsteuerfindung und können an unterschiedliche Transaktionssysteme angebunden werden. Die dafür nötigen weltweiten Steuerregeln hält der Tax Engine-Anbieter auf dem neuesten Stand.
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Tax Engine wird bestimmt vom eigenen Geschäftsmodell, den Kapazitäten der IT- und Steuer-Teams sowie von künftigen Anforderungen gegenüber den Steuerbehörden. Pauschal gilt: Bis zu einer gehobenen mittelständischen Unternehmensgröße mit einer überschaubaren internationalen Ausrichtung sollten die Basisfunktionen in SAP S/4HANA verbunden mit Add-Ons und Anpassungen genügen.
Allerdings: Je komplexer und umsatzträchtiger das internationale Geschäft ausgerichtet ist, umso aufwendiger ist die Umsatzsteuer-Ermittlung und deren Abbildung im SAP-System – umso schneller rechnen sich die Lizenzkosten für eine Tax Engine im Vergleich zu nativen Steuerfunktionen. Hinzu kommen weitere Aspekte für eine ROI-Betrachtung:
Indirekte Steuern – was faktisch alle geschäftlichen Transaktionen betrifft – bedeuten für Unternehmen eine komplexe technische und steuerrechtliche Herausforderung. So zeigt eine Studie von Vertex für die DACH-Region: Der Grund für die Schwierigkeiten ist ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren: Fehlende Kompetenzen (41 Prozent) sowie mangelnde technologische Unterstützung (36 Prozent) und Datenqualität (35 Prozent) treffen auf ständige Änderungen der Steuervorschriften (33 Prozent) und unzureichende Digitalisierung im Unternehmen (33 Prozent). Es ist daher zu empfehlen, dass im Zuge einer SAP S/4HANA-Implementierung die IT- und die Finanz- bzw. Steuerabteilung gemeinsam analysieren, wie eine zukunftsorientierte und wirtschaftliche Lösung für die indirekte Steuerfindung gestaltet werden kann.
Der Autor Roger Lindelauf ist Director of Professional Services bei Vertex, einem Anbieter von Steuer-Compliance-Software und -Dienstleistungen.