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Die aktuelle Risikomanagement-Studie 2025 zeigt: Österreichische Unternehmen sehen sich gut auf Krisen vorbereitet, unterschätzen jedoch strukturelle Schwächen. Besonders der Mangel an Daten und die geringe Vorbereitung auf den AI-Act gelten als zentrale Herausforderungen.
Foto: EY
Markus Hölzl, Partner bei EY Österreich
Österreichische Unternehmen bewerten ihre Krisenfestigkeit derzeit überwiegend positiv. Gleichzeitig offenbart die von EY Österreich, CRIF und Business Circle durchgeführte Studie deutliche Schwächen in der Umsetzung eines wirksamen Risikomanagements. Fehlende Messsysteme, mangelnde Datengrundlagen und eine unzureichende technologische Ausstattung erschweren eine objektive Bewertung der Resilienz. Auch regulatorische Anforderungen wie der kommende AI-Act sind noch nicht in der Breite angekommen.
Laut Studie halten sich 88 Prozent der befragten Unternehmen für stark oder sehr stark krisenresilient. Dennoch geben 38 Prozent an, ihre Widerstandsfähigkeit nicht systematisch zu messen. Ein Fünftel der Unternehmen verfügt über keine eigene Risikomanagement-Funktion. Bei weiteren 47 Prozent ist weniger als eine Vollzeitstelle dafür vorgesehen. Besonders kleinere Unternehmen mit unter 50 Mitarbeitenden berichten über fehlende Ressourcen für diesen Bereich.
Bei den derzeit als relevant eingestuften Risiken stehen Marktrisiken mit 69 Prozent an erster Stelle. Technologie- und Cyberrisiken werden von 45 Prozent genannt, gefolgt von finanziellen Risiken (44 Prozent) und geopolitischen Entwicklungen (40 Prozent). Auch Personalrisiken spielen mit 29 Prozent eine wachsende Rolle. Für die kommenden Jahre rechnen die Unternehmen mit einem Anstieg bei geopolitischen (47 Prozent) und personalbezogenen Risiken (45 Prozent). Marktrisiken (56 Prozent) und Cyberrisiken (42 Prozent) bleiben laut Einschätzung weiterhin bedeutend.
Zwar schätzen 71 Prozent der Unternehmen ihre Anpassungsfähigkeit an Veränderungen als hoch ein, jedoch beobachten nur etwa 35 Prozent externe Entwicklungen systematisch zur Ableitung von Maßnahmen. Zwar geben 78 Prozent an, aus früheren Krisen gelernt zu haben, aber die dafür nötigen Daten fehlen häufig. 45 Prozent der Befragten berichten über fehlende Informationen für eine fundierte Risikosteuerung. Nur 14 Prozent haben Zugriff auf Echtzeitdaten, fast die Hälfte kann mit solchen Daten kaum oder gar nicht arbeiten. Die Studie zeigt damit deutliche Defizite bei der Integration datenbasierter Prozesse in das Risikomanagement.
Ein Drittel der Unternehmen nutzt bereits Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Automatisierungslösungen. Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass die regulatorischen Anforderungen des AI-Acts vielfach noch nicht berücksichtigt werden: Zwei Drittel der betroffenen Unternehmen haben bislang kaum oder keine Maßnahmen gesetzt, 27 Prozent verfügen über wenig oder gar kein Wissen über die Inhalte der Verordnung. Nur knapp 14 Prozent schätzen ihr Wissen zum AI-Act als sehr hoch ein.
Geplant sind allerdings Investitionen: 43 Prozent der befragten Unternehmen wollen verstärkt Analyse-Tools einsetzen, rund 33 Prozent planen den Einsatz von Automatisierungslösungen. Die Studie zeigt damit eine gewisse Bereitschaft zur Weiterentwicklung, aber auch deutliche Lücken zwischen Anspruch und Umsetzung.
Markus Hölzl, Partner bei EY Österreich, fasst zusammen: „In einer Welt, die sich rasch ändert, braucht es mehr als punktuelle Krisenreaktionen. Risikomanagement muss heute ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein – und Daten bilden dabei das Fundament.“