Assist 4.0 unterstützt Servicetechniker bei Wartung und Reparatur.
Foto: Knapp
Assist 4.0: Beide Hände frei für die Service-Arbeit
Alltag in der automatisierten Fertigung: Geräte und Maschinen laufen auf Hochtouren. Komponenten werden entlang der Montagekette zu den einzelnen Fertigungsschritten transportiert, fertiggestellt und an den Kunden oder einen Zwischenhändler ausgeliefert. Maschinen, die diese Prozesse unterstützen, sind dem Trend von Industrie 4.0 folgend stark vernetzt und stellen zahlreiche Daten zur Optimierung zur Verfügung. Die Vision: Eine Smart Factory, die sich selbst steuert und optimiert. Versetzt man sich nun in den Alltag eines Servicetechnikers, der eine Wartung oder Reparatur durchführt, wird man derzeit jedoch jäh aus dieser Vision gerissen: Gedruckte Dokumentationen oder – im besten Fall – elektronische Dokumente bilden hier die Datenbasis, die es zu durchsuchen gilt.
Hier ist von smart noch nicht viel zu erkennen. Im Rahmen des Forschungsprojektes Assist 4.0 forcierten seit 2014 unter der Leitung des steirischen Intralogistikers Knapp acht österreichische Unternehmen die Umsetzung eines intelligenten Assistenzsystems für den industriellen Servicebereich. Das System zeigt mögliche Fehlerursachen an und gibt Empfehlungen zur Problembehebung anhand eingespielter Inhalte ab. Diese bestehen aus einem Pool strukturierter und mit Metadaten versehenen Informationen und reichen von Schritt-für-Schritt-Anleitungen, über Bilder bis hin zu Videos.
Logistics of Information.
Der im Assist 4.0-Projekt entwickelte Software-Demonstrator versorgt Servicemitarbeiter situationsangepasst mit Informationen und visualisierten Daten. Die Plattform funktioniert dabei endgerätunabhängig, sodass sich der Mitarbeiter je nach Art der Tätigkeit zwischen Wearables wie Tablets, Smartphones oder Datenbrillen entscheiden kann. Das Forschungsteam konzipierte insgesamt sechs Anwendungsfälle, realisierte und evaluierte diese bei verschiedenen Usertests. Erprobt wurden die neuen Technologien bei Intra-logistik-Anlagen von Knapp, anhand der Halbleiterherstellung im Reinraum bei Infineon Technologies Austria, und am Beispiel Automobilindustrie in Verbindung mit AVL List.
Youtube für die Industrie.
Durch die Unterstützung mobiler Endgeräte haben Service-Techniker die Möglichkeit, ihre Erfahrungen während der Wartung oder der Behebung eines Störfalls zu dokumentieren und ihr Wissen anderen Usern zur Verfügung zu stellen. Sie sind daher beides – Konsument und Produzent von Wissen. „Die grundlegende Idee dahinter kann als ‚YouTube für die Industrie‘ umschrieben werden“, erklärt Peter Brandl von Projektpartner Evolaris. „Die erstellten oder aufgezeichneten Informationen werden mit Metadaten, zum Beispiel Maschinen-IDs, verknüpft und ermöglichen so, dass ein Kollege beim nächsten Einsatz an derselben Maschine dieses Video als Inhalt angeboten bekommt und den Inhalt auch mit einer persönlichen Bewertung versehen kann. Der Vorteil gegenüber vorgefertigten Lernvideos oder Anleitungen liegt darin, Wissen aus dem Realeinsatz der Vor-Ort-Techniker abbilden zu können“, so Brandl. Das gesammelte Wissen kann in weiterer Folge verwendet werden, um Mitarbeiter, anstatt klassischerweise außerhalb des realen Arbeitsumfeldes mit oft abstrakten Lerninhalten zu schulen, nun direkt mit den mobilen Endgeräten im praktischen Kontext zu unterweisen.