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Christine Wahlmüller im Gespräch mit Peter Trawnicek, VMware Country Manager für Österreich.
Foto: VMware Peter Trawnicek, VMware Country Manager für Österreich it&tbusiness: Was waren für Sie die wichtigsten Highlights auf der VMworld im vergangenen Herbst?
Trawnicek: Es gibt nicht das Highlight - das wirkliche Highlight ist, dass wir relativ kontinuierlich das tun werden, was wir angekündigt haben. Es geht nicht darum, alle sechs Monate einen wilden Haken zu schlagen und die letzte Kuh durchs Dorf zu treiben, sondern wir wollen den Kunden mit jeder Applikation helfen, sowohl im eigenen als auch im fremden Rechenzentrum, auf jedem Frontend erfolgreich zu sein. Die Kombination aus operativer Optimierung und Innovation, alles auf einer Plattform, das ist eine Strategie, die wir sehr konsequent über die letzten Jahre vorangetrieben haben. Weil wir sehen, dass immer mehr Entwickler in Richtung Kubernetes gehen, integrieren wir Kubernetes native in vSphere und geben den Kunden dazu die entsprechenden Management Werkzeuge. Ein Bereich, den wir noch stärker betonen müssen, ist das ganze Thema Security. Das ist für viele Kunden auf diesem Wege des Optimiere-mir-mein-eigenes-Haus und baue darauf die Innovation in Richtung Cloud weiter ganz entscheidend – das Thema Security ist für viele zu einem Riesenklotz am Bein geworden, weil das so ein fragmentiertes Geschäft ist, dass es tausende Kleinteile gibt. Wir wollen die Kunden auch hier abholen, deswegen haben wir Carbon Black gekauft (im Okt.2019, Anm.d.Red.), deswegen haben wir VeloCloud (im Dez.2017, Anm.d.Red.) übernommen. Der Ansatz ist es, Security als zusätzliche Komponente überall einzubauen bzw. das Problem Security dem Kunden abzunehmen.
Das heißt Security von Anfang an mitgedacht...
Trawnicek: Genau, von Anfang an mitgedacht. Eingebaut statt drangebaut, das ist die Idee dahinter. Zusammengefasst: Wir wollen den Kunden ganzheitlich helfen, von der operativen Seite her besser und effizienter zu werden, besser das eigene RZ zu managen, einen höheren Automatisierungsgrad zu bekommen - aber gleichzeitig auf der gleichen Plattform die Innovation zu haben, unabhängig von den jeweiligen Anbietern. Wenn man davon ausgeht, dass die HW der Zukunft die Cloud ist, dann wollen wir Unabhängigkeit von der Menge an HW, egal ob das azure, amazon oder Google ist. Im nächsten Schritt geht es darum, für den Kunden zu sehen, was ihm der Cloud Betrieb bei den einzelnen Abietern kostet, dafür haben wir Cloud Health übernommen und integriert (Okt.2018, Anm.d.Red.)
Da geht es um Hybrid Cloud Orchestrierung, aber wo stehen da die Unternehmen, und was bleibt on-premise und was kommt in die Cloud?
Trawnicek: Server- und Desktop-Virtualisierung ist gelaufen, Storage Virtualisierung ist für viele Unternehmen ein sehr großes Thema, die NW-Virtualisierung, also NSX, kommt sehr stark, vor allem getrieben durch Security- und Automatisierungs-Gründe. Und die Kombination der Produkte ist dann Cloud Foundation. Das bedeutet, nicht die Speisekarte, sondern das fertige Menü zu konsumieren. Wir sehen, dass viele Unternehmen gerade beginnen, die Cloud für einzelne Usecases anzwenden. Manche sind da noch etwas im Epxerimentierstadium, andere haben schon mehr in der Cloud, aber die Kernsysteme sind bei den allermeisten Kunden on-premise. Das hat verschiedene Gründe: Sicher emotional, sicher sind NW-Latenzen ein Thema und auch vielfach die Tatsache, dass viele eine Applikationslandschaft haben, die sich nicht gut dafür eignet, in irgendwelchen Cloud-Systemen zu laufen. Auch der Security Aspekt spielt für viele eine Rolle, weil Cloud Systeme mehr Security bieten, als viele Unternehmen im eigenen Haus zusammenbringen.
Laut Studien wissen wir ja, dass Security als Pro- und Contra-Argument für Cloud Services herangezogen wird, das polarisiert
Trawnicek: Aber es ist ziemlich eindeutig, dass es einfacher geworden ist, ein komplettes Security Paket aus der Cloud zu konsumieren als das Gleiche selbst, sagen wir „zusammenzuschrauben“ und aktuell zu halten. Viele Kunden sind einfach im Moment an der Hybrid Cloud Automatisierung dran. Wir agieren da ein bisschen als Reisbegleiter für Reisende, die sich auf unterschiedlichen Punkten des Weges befinden.
Wie viel Prozent an IT haben die Unternehmen heute in der Cloud?
Trawnicek: Schwer zu sagen. Was wir sehen, ist dass sich der Anteil der Applikationen vervielfacht. Neue Applikationen werden tendenziell über die Cloud bereitgestellt und nicht aus dem eigenen RZ. Es etabliert sich im Moment Kubernetes als Standard für die Container-Entwicklung, weil es dem Gedanken der Cloud Logik, der Skalierbarkeit und Automatisierung besser entspricht als die traditionelle SW-Entwicklung. Es heißt aber auch, dass ich die neue und die traditionelle Welt erhalten muss.
Jetzt ist auch bei Vmware Cloud-First der Gedanke, wie wird sich diese Strategie jetzt fortsetzen, Sie haben ja auch einige Zukäufe schon genannt?
Trawnicek: Ob es First ist, werden unsere Kunden entscheiden müssen. Ich glaube, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis die Mehrheit der Applikationen in der Cloud läuft. Wir haben in Österreich sehr viele Kunden, die global agieren und wissen, dass die Innovation aus der eigenen SW-Entwicklung kommt, aber vielen fehlen einfach die Fachkräfte. Daher kommt ein starkes Interesse an Cloud Services.
Wie viele Kunden haben Sie denn derzeit in Österreich?
Trawnicek: Wir haben derzeit rund 7.500 Kunden in Österreich, da machen wir heute schon weit mehr Geschäft mit den neuen Produkten wie Storage und NW-Virtualisierung, Enduser-Computing, Automatisierung und Cloud-Systeme als mit den klassischen Server-Virtualisierungsprodukten.
Was sind die Beweggründe für Unternehmen, sich dafür zu entscheiden?
Trawnicek: Es ist die Fähigkeit, auf einem Technologie-Stack sowohl die bestehenden als auch neue Anwendungen bequem und sicher laufen lassen zu können.
Es gibt ja unterschiedliche Cloud Anbieter wie aws und Microsoft. Jetzt ist in Barcelona die Partnerschaft mit Microsoft wieder stark betont worden, was bedeutet das für die österreichischen Kunden?
Trawnicek: Das heißt, dass die Kunden, die heute schon viel Azure haben, auch bestimmte unserer Komponenten über Azure konsumieren können. Das setzt natürlich voraus, dass wir auch selbst enger mit den Cloud Anbietern zusammenarbeiten. Es geht insgesamt darum, den Kunden, die Wahlfreiheit zu geben, wo bzw. in welcher Cloud sie ihre Anwendungen laufen lassen.
Gibt es konkrete Usecases zur Umsetzung erfolgreicher moderner hybrider IT-Infrastruktur?
Trawnicek: Ja, wir haben heuer mit Porsche Informatik da ein gutes Beispiel: Die haben eine Mischlösung aus bestimmten Applikationen, die sehr stark Backend-lastig sind: eine Lagerverwaltung für Ersatzteile der gesamten Volkswagenfamilie wird man nicht sinnvoll in die Cloud geben können. Aber die neuesten Versionen von Konfigurationen für die unterschiedlichen Modelle oder Videos – das sind Dinge, die kann man ganz bequem in die Cloud geben. Aber da geht es um die Kombinatorik und Perfomance-Steigerung. Innerhalb von nur vier Monaten wurde ein VMware Software-Defined Data Center (SDDC) mit Computing-, Storage- und Netzwerk-Virtualisierung als Plattform implementiert sowie die einzelnen Produkte auf der Plattform zum Laufen gebracht.
Jetzt fallen heute immer mehr Daten an, wie sieht es da mit der Geschäftsentwicklung in punkto Storage Virtualisierung aus?
Trawnicek: Das Storage Geschäft boomt, weil einerseits viele Kunden im Zug ihrer Automatisierung von ihren klassischen Storage Lösung in eine Hyper Converged Storage Lösung migrieren und weil auf der anderen Seite das gesamte Storage Aufkommen wächst, weil immer mehr Daten produziert werden, durch IoT werden auch viele Daten on-the-edge produziert. Das heißt, das Thema wird sein: wie kann man hochautomatisierte Rechenleistung aus Netzwerk, Storage und Compute nach außen bringen. Man muss für eine gewisse Form von Vor-Verarbeitung draußen am Rand, on-the-edge, sorgen, ohne dass ich dafür am Edge Personal und Kapazitäten benötige. On-the-edge, das können Filialen, Messpunkte oder Windräder sein. Da benötigt man viel hochautomatisierte Rechenleistung, also so etwas wie ein Micro Rechenzentrum, dort wo die Daten anfallen. Es geht auch darum, die Daten dort abzusichern. Der größte Schwachpunkt sind heute ja Edge-Devices. Hier haben wir etwa für Frequentis eine Hyber Converged System, quasi eine Standard Plattform basierend auf Vmware Technologie mit Server- und Storage Virtualisierung für Flugsicherungssysteme, die auf der ganzen Welt im Einsatz sind, realisiert.