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Rund 160 Besucher erlebten beim fünften Software Day Keynotes von den Forschern Gerti Kappel und Sepp Hochreiter sowie Inputs von weiteren 40 Expertinnen und Experten zum Thema Künstliche Intelligenz.
Foto: VÖSI VÖSI-Präsident Peter Lieber und Keynote-Speakerin Gerti Kappel, Dekanin der Fakultät für Informatik an der TU Wien „Software ist heute überall angekommen, Künstliche Intelligenz ist am besten Wege dazu. Jetzt geht es darum, den Praxisbezug von KI auf den Boden zu bekommen“, sagte Peter Lieber, Präsident des Verbands Österreichischer Software Industrie (VÖSI) bei der Begrüßung zum Software Day in der Wirtschaftskammer Österreich. Die Bedeutung der IT-Branche steigt: „Heute wird jeder 13. in Österreich erwirtschaftete Euro in der IT-Branche generiert. Die Bruttowertschöpfung der Branche macht damit rund 26,4 Mrd. Euro aus, das entspricht 7,4 Prozent der Gesamtwirtschaft Österreichs. Die IT-Branche sichert insgesamt rund 234.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich, Tendenz stark steigend“, verwies Lieber auf die Ergebnisse einer aktuellen VÖSI und WKO UBIT-Branchen-Studie. „KI ist zwar seit vielen Jahren bereits ein Thema, erlebt aber durch die neuen technologischen Möglichkeiten aktuell einen enormen Aufschwung. KI ist heute eine unverzichtbare Disziplin im Software Engineering – genau das sollte am Software Day sichtbar werden“, betonte Lieber.
„AI oder IA – und die Rolle der Universitäten“ fragte Gerti Kappel, renommierte Wirtschaftsinformatik-Professorin und Dekanin für Informatik der TU Wien in ihrer Eingangs-Keynote – um gleich konkret auf aktuelle KI-Ansätze einzugehen. Sie erklärte symbolische KI (Artificial Intelligence im engeren Sinn, regelbasierte AI, Logik) und sub-symbolische KI (datengetriebene AI – Machine Learning, Deep Learning). „AI ist nichts anderes als Software – aber welche Form von Software bauen wir und wie bauen wir sie?“, fragte Kappel das Publikum. KI bedeute heute vor allem den Umgang mit großen Datenmengen, wichtig sei aber hier die Frage der „Explainability“ und Transparenz, das heißt „man muss verstehen, warum und wie ein KI-System Entscheidungen trifft oder etwas macht“, so Kappel. Es gehe daher heute darum, „beide KI-Ansätze zu verbinden, um eine bilaterale AI zu bekommen – und damit eine Intelligent Amplification (IA) und ein optimales Zusammenspiel von Mensch und KI zu erreichen.“
„Deep Learning – the Key to Enable AI“ – zu diesem Thema hielt KI-Forschungs-Pionier Sepp Hochreiter, Leiter des Instituts für Machine Learning der Uni Linz und Leiter des AI Labs am Linz Institute of Technolgy (LIT), die zweite große Keynote am Software Day 2021. Deep Learning sei nichts anderes wie Intelligenz basierend auf neuronalen Netzwerken, sehr schnellen Rechnern und Big Data – und genau das sei heute sehr gut möglich. Hochreiter zeigte dabei, wie Google, Apple oder Audi aktuell auf Deep Learning und Know-how aus Linz setzen.. Basis dafür ist die von Hochreiter bereits Anfang der neunziger Jahre entwickelte LSTM (Long Short-Term Memory)-Technologie. Hochreiters Credo: „Wenn KI klug eingesetzt wird, kann man in den Unternehmen die Produktivität und Effizienz massiv steigern und sehr viel herausholen.“ AI habe das Potential, die jährlichen wirtschaftlichen Wachstumsraten in Österreich bis 2035 zu verdoppeln, zitierte Hochreiter eine Accenture Studie.
Explizit wurde heuer darauf geachtet, vermehrt Frauen als Sprecherinnen zu aktivieren. In der After Lunch Keynote „Killt KI den Hausverstand?“ nahm Monika Herbstrith-Lappe das Publikum auf eine humorvoll-mitreißende Reflexion zur Symbiose Mensch und KI mit. Im Panel „Erfolgsfaktoren und Technologien auf dem Weg zum smarten Unternehmen“ diskutierten Susanne Tischmann, CIO ÖAMTC, Irmgard Gmachl, Head of lab:hagenberg bei Porsche Informatik, sowie Jaqueline Wild, Head of Information Management bei der Mayr-Melnhof Group, unter der Leitung von WOMENinICT-Mitbegründerin Christine Wahlmüller. Im Abschlusspanel zum Thema „Intelligente Automatisierung mit KI: wohin geht die Reise?“ diskutierten Christina Debouef, Senior Director Delivery Management bei Avanade, Carina Zehetmaier, Gründerin von Taxtastic und Präsidentin von WOMENinAI Austria, Andreas Klug, CEO von ITyX und Leiter des AI-Arbeitskreise im deutschen Digitalverband Bitkom, sowie Isabell Dregely, Leiterin des Competence Centers AI & Data Analytics an der FH Technikum Wien.
Außerdem präsentierten sich die VÖSI Special Interest Groups (SIG) WOMENinICT, Bildungswandel Digital, Enterprise Architecture Management, Safety & Security sowie die neue VÖSI SIG Accessibility in ICT am Software Day. Neben dem umfangreichen Vortrags- und Workshop-Programm gab es einen Ausstellungsbereich sowie Zeit zum Netzwerken und Austausch.
Überschattet war der fünfte VÖSI Software Day vom plötzlichen Tod von VÖSI-Vorstand und InfraSoft-Geschäftsführer Peter Fleischmann, der seit 1997 im VÖSI aktiv war. „Er war ein Mann mit Handschlagqualität, ein Sir in der Software-Industrie. Wir sind tief betroffen von diesem sehr schmerzlichen Verlust“, betonte Peter Lieber.