Laut dem aktuellen EY State of Private Equity Report Q2/2025 ist der europäische Private-Equity-Markt spürbar abgekühlt. Die Zahl der Deals sank um 13 Prozent, Exits gingen um neun Prozent zurück. Investor:innen reagieren mit neuen Strategien: Im Fokus stehen Digitalisierung, Resilienz und Nachhaltigkeit – vor allem in der stabilen DACH-Region.
Foto: EY/Christina Häusler
Dieter Schalko, Transaktionsberater und Partner bei EY Österreich.
Nach Jahren des Wachstums zeigt sich der europäische Private-Equity-Markt 2025 von einer neuen, gedämpften Seite. Geopolitische Spannungen, steigende Finanzierungskosten und konjunkturelle Unsicherheiten bremsen die Dynamik. Laut der aktuellen EY-Analyse wurden im ersten Halbjahr 2025 europaweit 708 Transaktionen verzeichnet – ein Rückgang um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark betroffen waren Spanien und Portugal (–31,6 Prozent), die CEE-Region (–25,8 Prozent) und Frankreich (–20,1 Prozent). DACH (–0,8 Prozent) und die Nordics (–0,9 Prozent) blieben dagegen stabil.
„Die Private-Equity-Landschaft in Europa ist komplexer geworden. Wer heute erfolgreich sein will, braucht nicht nur Kapital, sondern vor allem klare Strategien, operative Exzellenz und den Mut, Transformation langfristig zu gestalten“, sagt Dieter Schalko, Transaktionsberater und Partner bei EY Österreich.
Der Bericht zeigt eine deutliche Verschiebung der Schwerpunkte. Klassische Renditetreiber wie Leverage verlieren an Bedeutung, stattdessen rücken operative Wertsteigerung und langfristige Transformation in den Mittelpunkt. Due Diligence wird zunehmend zu einem Instrument der Value Creation. Dabei geht es nicht mehr nur um Risikobewertung, sondern um Effizienz, Skalierbarkeit und Resilienz von Geschäftsmodellen.
Technologische Prüfungen umfassen heute Themen wie Cloud-Architekturen, künstliche Intelligenz und Cybersecurity – Faktoren, die sich laut EY vom Risikobereich zum Werttreiber entwickeln. Auch Nachhaltigkeit und regulatorische Anforderungen prägen zunehmend die Transaktionsprozesse.
Schalko betont: „Private Equity in Europa steht an einem Wendepunkt. Die reine Finanzoptimierung reicht nicht mehr aus – entscheidend ist, wie konsequent Portfoliounternehmen ihre operativen Hebel nutzen. Wer Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz verbindet, kann langfristig echten Mehrwert schaffen.“
Der Technologiesektor bleibt auch 2025 der dominierende Bereich, obwohl die Zahl der Transaktionen um 16 Prozent zurückging. Deals in den Feldern künstliche Intelligenz, Software und Dateninfrastruktur sichern seine Spitzenposition und zeigen, dass technologische Innovationskraft für Investor:innen strategisch unverzichtbar ist.
Zulegen konnte der Materials-Sektor mit einem Plus von 23 Prozent. Hier fließt Kapital in Unternehmen, die Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in industriellen Prozessen verankern. Der Konsumsektor (-33 Prozent), Industrials (-31 Prozent) und Healthcare (-27 Prozent) verzeichneten dagegen deutliche Rückgänge.
Auch bei den Exits zeigen sich Bremsspuren: Mit 319 Transaktionen lag das Volumen um neun Prozent unter dem Vorjahreswert. Strategische Verkäufe sanken leicht auf 213, Secondary Buyouts sogar um 19 Prozent auf 100 Deals. Der IPO-Markt bleibt hinter den Erwartungen zurück: Nur sechs Börsengänge wurden im ersten Halbjahr gezählt – 41 Prozent weniger als im Fünfjahresschnitt.
Die Folge sind längere Haltedauern und eine wachsende Zahl an Teilverkäufen oder Anteilsveräußerungen, um Liquidität zu sichern. Geduld wird zur strategischen Tugend: Private-Equity-Häuser agieren vorsichtiger, aber auch nachhaltiger.
Trotz sinkender Transaktionszahlen bleibt der europäische Markt attraktiv. Kapitalzuflüsse, technologische Transformation und ein klarer Fokus auf Value Creation eröffnen langfristige Perspektiven – insbesondere in der stabilen DACH-Region.
Für Portfoliounternehmen und Beteiligungskandidaten bedeutet das: Jetzt zählt operative Exzellenz. Digitale Prozesse, resiliente Lieferketten und nachhaltige Geschäftsstrategien werden zur Grundlage, um Investorenanforderungen zu erfüllen und die eigene Wettbewerbsposition zu sichern.