Eine aktuelle Lünendonk-Studie zeigt: Der Handlungsdruck zur IT-Modernisierung steigt – doch viele Unternehmen kämpfen mit veralteten Systemen, Fachkräftemangel und hoher Komplexität. Künstliche Intelligenz weckt Hoffnungen, stößt aber noch an Grenzen.
Foto: Lünendonk
Tobias Ganowski, Consultant bei Lünendonk und Studienautor
Veraltete IT-Strukturen stellen viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Zwar zählt die Modernisierung der IT seit Jahren zu den erklärten Prioritäten von CIOs, doch der tatsächliche Fortschritt bleibt oft begrenzt. Die neue Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“ gibt Einblick in den Status quo, zeigt bevorzugte Strategien auf und untersucht den Beitrag künstlicher Intelligenz zur digitalen Transformation.
Laut der aktuellen Lünendonk-Erhebung sehen 62 Prozent der befragten Unternehmen einen dringenden Erneuerungsbedarf bei ihren geschäftskritischen Anwendungen – diese seien inzwischen so veraltet, dass sie den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht würden. In jedem zweiten Unternehmen sei zudem der Betrieb, die Pflege und Weiterentwicklung der Legacy-Systeme mittel- bis langfristig nicht mehr sichergestellt.
Der langfristige Bedarf an Modernisierung ist ebenfalls hoch: 76 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren mindestens ein Fünftel ihrer Kernapplikationen überarbeitet werden muss. Tobias Ganowski, Consultant bei Lünendonk und Studienautor, betont: „IT-Modernisierung ist kein kurzfristiges Projekt, sondern eine dauerhafte Transformationsaufgabe. Unternehmen benötigen klare Zielbilder, abgestimmte Strategien und ein Zusammenspiel aus Technologie, Organisation und Kultur. Nur so lassen sich IT-Architekturen schaffen, die den Anforderungen von morgen gerecht werden.“

In der Praxis setzen Unternehmen auf eine Vielzahl an Modernisierungsstrategien. 79 Prozent verfolgen laut Studie den Ansatz der Composable Architectures, um modulare und flexible IT-Strukturen zu etablieren. Replatforming – also die Verlagerung bestehender Anwendungen in die Cloud – ist für 74 Prozent eine Option. Auch Refactoring (64 Prozent) sowie der Einsatz von On-Premise- oder Private-Cloud-basierten Standardlösungen (72 Prozent) sind weit verbreitet.
Eine vollständige Neuentwicklung (Rebuild) hingegen wird nur von 47 Prozent der Befragten als realistischer Weg betrachtet. Skepsis besteht weiterhin gegenüber Software-as-a-Service (SaaS), insbesondere bei geschäftskritischen Anwendungen. Dennoch setzen 43 Prozent SaaS-Lösungen zur Ablösung von Legacy-Systemen ein. Tobias Ganowski resümiert: „Es gibt nicht die eine richtige Modernisierungsstrategie. Stattdessen kombinieren viele Unternehmen mehrere Ansätze, um technische, wirtschaftliche und organisatorische Anforderungen auszubalancieren. Die Komplexität bleibt dadurch hoch und erfordert von der IT eine hohe Kompetenz bei der Integrations- und Orchestrierungsfähigkeit.“

Große Erwartungen richten sich auf den Einsatz generativer KI. 74 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass KI künftig Sicherheitslücken in Altsystemen identifizieren und zumindest teilweise selbstständig beheben kann. 69 Prozent hoffen auf ein besseres Verständnis bestehender Code- und Programmiersprachenstrukturen durch KI-basierte Analyse.
Doch die praktischen Erfahrungen sind bislang begrenzt. Nur 8 Prozent der Befragten nutzen bereits fortgeschrittene Ansätze zur automatisierten Codeanalyse mittels KI. Immerhin 22 Prozent setzen KI derzeit im Bereich der Dokumentation ein.
Die gesamte Studie steht auf der Lünendonk Homepage zum Download zur Verfügung.