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Welche Aspekte bei der ganzheitlichen Orchestrierung von Prozessen zu beachten sind, erklärt Jakob Freund von Camunda.
Foto: Camunda
Der Autor Jakob Freund ist CEO von Camunda
Der Investitionsboom der letzten Jahre in Technologie und Automatisierung hat zu einer schnellen, aber fragmentierten Einführung von Lösungen geführt. Zur Steigerung der Effizienz gewinnt nun die ganzheitliche Orchestrierung von Prozessen an Bedeutung. Welche Trends zeichnen sich dabei ab?
Eines der größten Probleme bei der Skalierung der Automatisierung ist die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und IT. In jährlichen Umfragen von Camunda unter Automatisierungsexpert:innen wird dies immer wieder als wesentliches Hindernis in Hinblick auf die Automatisierung von Geschäftsprozessen genannt.
Künftig werden mehr Unternehmen eine Kombination aus Low-Code-Tools und gemeinsamen Prozesssprachen einsetzen, um mehr Prozesse zu automatisieren, Kosten zu senken und um Mitarbeitende für strategischere Aufgaben einzusetzen.
Dies wird teilweise durch Modellierungssprachen wie BPMN (Business Process Model and Notation) ermöglicht, die eine intuitive, grafische Möglichkeit zur Darstellung komplexer Prozesse bietet. Durch diese gemeinsame Sprache in Form visueller Diagramme können alle Beteiligten den Prozess verstehen.
Oft ist Automatisierung deswegen nicht umfassender implementiert, weil Unternehmen die notwendigen Organisationsstrukturen und Prozesse fehlen. Viele werden in Zukunft daher ein Center of Excellence (CoE) für Automatisierung einrichten.
CoEs geben Mitarbeitenden die Schulungen, Tools und Anreize, die sie für die Durchführung erfolgreicher Projekte benötigen. Sie sorgen dafür, dass Wissen besser ausgetauscht wird und die verschiedenen Abteilungen und Teams das Rad nicht jedes Mal neu erfinden müssen.
Die Gestaltung eines CoEs kann ganz unterschiedlich aussehen – zentralisiert oder dezentralisiert, mit kleinem oder großem Team. Typischerweise sind mindestens drei Rollen beteiligt: Business Analysten:innen, die Automatisierungsmöglichkeiten identifizieren und die Prozesse definieren; IT Operations, die die Automatisierungsplattform zur Verfügung stellen und Support bieten; und Entwickler:innen, die bei Bedarf Prozesse erstellen und testen.
Der Hype um KI hält an. Nun ist die Zeit gekommen, in der Unternehmen viel Arbeit in die Implementierung der Technologie stecken, um ihr Kerngeschäft zu optimieren. Natürlich auch in den Bereichen Prozessautomatisierung und -orchestrierung.
Verschiedene Formen der KI können die Automatisierungsprojekte von Unternehmen erheblich beschleunigen. Unternehmen berichten, dass im Durchschnitt etwa die Hälfte ihrer Geschäftsprozesse automatisiert ist. Wir gehen davon aus, dass mit Hilfe von KI ein beachtlicher Teil der anderen 50 Prozent automatisiert werden kann.
Generative KI etwa wird genutzt, um Prozessmodelle zu erstellen, bestehende Prozesse zu optimieren oder Code aus natürlicher Sprache zu generieren. Prädiktive KI kann gesammelte Daten aus Prozessinstanzen einsetzen, um Verbesserungen an den Modellen und am gesamten Prozessablauf vorzunehmen. Erweiterte Intelligenz - ermöglicht durch maschinelles Lernen - assistiert oder automatisiert komplett einzelne Aufgaben oder Entscheidungen.
In bisherigen Automatisierungsprojekten konzentrierte man sich stark auf die Automatisierung einzelner Aufgaben und Teilprozesse mit Technologien wie RPA (Robotic Process Automation). Das hat zwar zu einer kurzfristigen Effizienzsteigerung geführt, aber wenn der Fokus nur auf bestimmten Bereichen liegt, bleiben Möglichkeiten zur umfassenderen Automatisierung unentdeckt.
Künftig werden Unternehmen in größeren Dimensionen denken und Prozesse durchgängig automatisieren, die mehrere verschiedene Personen, Systeme und Geräte umfassen. So werden die Aktivitäten eines End-to-End-Prozesses entlang der gesamten Wertschöpfungskette koordiniert. Dieser Ansatz ist nötig, um bessere Kundenerlebnisse zu schaffen und die betriebliche Effizienz zu erhöhen.