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Die erfolgreiche Nutzung neuer Technologiekonzepte wie KI erfordert ein Umdenken in Unternehmen. IT-Systeme und Belegschaft sind in vielen Organisationen nicht flexibel genug, um den bevorstehenden Wandel mitzugehen, wie eine aktuelle Capgemini-Studie herausfand. Besonders krass ist der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit im öffentlichen Sektor.
Foto: Capgemini Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini Österreich: „Unsere Studie zeigt, dass die mangelnde Datenverfügbarkeit weniger ein technisches als vielmehr ein kulturelles Problem ist.“ Angesichts jüngster Anfälligkeiten globaler Lieferketten und eines makroökonomisch herausfordernden Umfeldes fordern Business- und Fachverantwortliche aus Wirtschaft und Verwaltung mehr Flexibilität: Sowohl bei den IT-Systemen als auch auf Ebene der Mitarbeitenden, so die Ergebnisse der IT-Trends-Studie 2024 von Capgemini. Sie zeigen auch, dass die Nutzungsquote von Technologien Künstlicher Intelligenz in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist und ihr Einsatz in vielen Bereichen von Unternehmen und Behörden ausgebaut werden soll. Die höchsten Zuwachsraten werden Generative KI-Lösungen verzeichnen. Allerdings ist die organisationsweite Datenverfügbarkeit gesunken, was zu einer Herausforderung beim Einsatz von KI werden kann. Für die diesjährige Ausgabe der IT-Trends-Studie wurden im September und Oktober letzten Jahres 112 Fach- und IT-Verantwortliche aus Unternehmen und Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
Zuletzt stagnierte die Nutzungsrate intelligenter Technologien zwei Jahre lang. Jetzt ist sie laut der diesjährigen IT-Trends-Studie wieder gestiegen. Insgesamt setzen aktuell knapp 41 Prozent der Teilnehmenden aus der Wirtschaft und dem öffentliche Sektor KI intensiv oder sehr intensiv ein. Im Vorjahr waren es noch 34,5 Prozent. Unternehmen sind bei der KI-Nutzung deutlich aktiver als der öffentliche Bereich.
Die jüngsten Erfolge Generativer KI-Systeme haben KI-Anwenderorganisationen dazu veranlasst, ihre Investitionen zu erhöhen und den Einsatz von KI-Lösungen auszuweiten. Die höchsten Zuwachsraten erwarten sie bei der Erstellung von Texten, Bildern, Audio- und Videodateien sowie Vorhersagen und Simulationen. Die größten Risiken beim Einsatz intelligenter Systeme sehen die Befragten in den Bereichen IT-Sicherheit und Haftung.
Eine Voraussetzung für die Nutzung intelligenter Technologien ist die Verfügbarkeit von Daten. Allerdings können immer weniger Daten organisationsweit genutzt werden: Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Daten, die in der gesamten Organisation verfügbar sind, von durchschnittlich 53 auf 41 Prozent gefallen. Die Ursachen sind vor allem Datensilos sowie Gesetzesvorgaben und interne Vorschriften. Um dieses Problem zu lösen, müssen sich Unternehmen und Behörden einem Wandel hin zu einer datengetriebenen Organisation unterziehen. Die größte Hürde auf dem Weg dorthin ist allerdings eine fehlende datenaffine Kultur.
Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini Österreich: „Die Datenmenge weltweit steigt von Jahr zu Jahr an. Aber offenbar haben sowohl Unternehmen als auch Behörden Schwierigkeiten, sie organisationsweit nutzbar zu machen. Damit verschenken sie Potenzial, denn Daten sind zum einen die Grundlage für die Entwicklung von KI-Lösungen. Zum anderen ermöglicht die Analyse von Daten, Entscheidungen auf eine bessere Grundlage zu stellen, neue Services anzubieten und Prozesse zu optimieren. Unsere Studie zeigt, dass die mangelnde Datenverfügbarkeit weniger ein technisches als vielmehr ein kulturelles Problem ist. Mitarbeitende benötigen eine passende Struktur und Anreize, ihre Daten aufzubereiten und zu teilen.“
In den vergangenen Jahren mussten sich Unternehmen und Behörden immer wieder schnell an große Veränderungen anpassen: Die Corona-Pandemie erforderte beispielsweise die Umstellung auf dezentrales Arbeiten. Und die Unterbrechung von Lieferketten bedingte ein Umdenken bei Einkauf und Lagerhaltung. Hinzu kommt die immer drängendere Aufgabe, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, was sowohl die Nutzung neuer Technologien als auch die Veränderung von Prozessen erfordert. Es zeichnet sich ab, dass Organisationen in den kommenden Jahren eine grundsätzlich höhere Anpassungsfähigkeit benötigen als in der vergangenen Dekade, um in Krisensituationen handlungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Um festzustellen, wie flexibel Unternehmen und Behörden derzeit sind und welches Maß sie für optimal halten, hat die IT-Trends-Studie untersucht, ob die Flexibilität der IT-Systeme im Front- und Backend sowie die Veränderungsfähigkeit der Mitarbeitenden den Anforderungen der Organisation entsprechen.
Laut Einschätzung der Teilnehmenden sind durchschnittlich vier von zehn Frontend- und Backend-Systemen nicht flexibel genug, um angemessen auf Veränderungen reagieren zu können. Die Diskrepanz zwischen dem Ist-Zustand und dem gewünschten Maß an Flexibilität ist im öffentlichen Bereich größer als in der Wirtschaft. Ähnlich unterschiedlich bewerten die Teilnehmenden die Veränderungsbereitschaft ihrer jeweiligen Mitarbeitenden. Besonders groß ist die Differenz auf der Leitungsebene. Während Unternehmensleitende auf einer Skala von 0 (nicht veränderungsfähig) bis 100 (extrem veränderungsfähig) rund 51 Punkte erhalten, werden Leitende von Behörden mit 38 Punkten als deutlich unflexibler eingestuft. Im Vorjahr hatten sie noch rund 52 Punkte erhalten.
Die weniger gute Bewertung der Behördenleitungen basiert weniger auf der Einschätzung der IT-Verantwortlichen als hauptsächlich auf denen der Fachabteilungen. Sie stellen in diesem Jahr höhere Anforderungen, stufen die tatsächliche Flexibilität ihrer Vorgesetzten aber geringer ein. In der Wirtschaft ist die Situation ähnlich: Das Business erwartet jetzt von den Führungskräften und der Unternehmensleitung mehr Flexibilität sowie anpassungsfähigere IT-Systeme.
Simon El Dib, Head of Capgemini Invent Österreich: „Unternehmen sind mit der Modernisierung ihrer IT-Lösungen bereits auf einem guten Weg im Hinblick auf die Systemflexibilität. In der öffentlichen Verwaltung wird die bevorstehende Verlagerung von IT-Services in die Cloud die Anpassungsfähigkeit erhöhen. Allerdings verlassen sich offenbar immer noch viele Führungskräfte in unruhigen Zeiten auf altbewährte Strategien. Angesichts des volatilen Umfeldes könnten diese jetzt aber nicht mehr greifen. Deshalb raten wir, das Potenzial von Daten und KI auszuschöpfen, um beispielsweise neue Gesetzmäßigkeiten zu erkennen oder Lösungen zu entdecken. Diese Informationen können dazu beitragen, dass Führungskräfte flexibler reagieren, weil sie Entscheidungen in eine ungewohnte Richtung mit Fakten absichern können und dadurch das Risiko senken.“
Der Anteil der Cloud-Services wird in den kommenden fünf Jahren deutlich auf insgesamt knapp 84 Prozent steigen. Die Verschiebung findet hauptsächlich zulasten von IT im Rechenzentrum vor Ort und zugunsten von Cloud-Services von großen internationalen Cloud-Anbietern statt, den sogenannten Hyperscalern. Dafür sollen viele Anwendungen neu entwickelt werden, was den Anteil cloudnativer Applikationen in den nächsten fünf Jahren von heute knapp 29 Prozent auf knapp 63 Prozent erhöhen wird.
Die vollständige Studie finden Sie hier.