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Der Zug zur Digitalisierung wird vor allem bei kleineren Betrieben schwächer. Fehlendes Personal und begrenzte finanzielle Ressourcen sind dabei die größten Investitionshemmnisse. Nur jeder zweite Betrieb bewertet die hiesigen Standortbedingungen für Digitalisierung positiv.
Foto: EY Christoph Mayer, Partner Cloud Transformation und verantwortlich für die EY Microsoft Service Group bei EY Österreich, Susanne Zach, Partnerin und Leiterin Data & Analytics bei EY Österreich, und Hermann Erlach, General Manager bei Microsoft Österreich, bei der Präsentation der Studienergebnisse (v.l.n.r.) Schon vor Corona war der digitale Wandel bei österreichischen Unternehmen auf dem Vormarsch, die Pandemie hat für einen weiteren Digitalisierungs-Schub gesorgt. Die Bedeutung digitaler Technologien für das Geschäftsmodell heimischer Unternehmen ist gegenüber dem Vorjahr aber nun zurückgegangen – so das Ergebnis einer aktuellen Studie, für die die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY rund 600 mittelständische Unternehmen in Österreich befragte.
Demzufolge weisen nur mehr 67 Prozent der Betriebe der Digitalisierung eine mittelgroße oder sehr große Bedeutung zu – vor einem Jahr noch lag der Anteil bei 80 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, für die digitale Konzepte kaum eine oder gar keine Rolle spielen, seit dem Vorjahr sprunghaft von 20 auf 33 Prozent – und damit auf den höchsten Wert seit 2018 – angestiegen.
„In den letzten Jahren ist die Bedeutung digitaler Technologien für heimische Unternehmen konstant gewachsen. Insbesondere war in den Vorjahren aufgrund der Corona-Pandemie ein starker Digitalisierungsdrang bei heimischen Unternehmen zu beobachten, der nun vor allem bei kleineren Unternehmen spürbar zurückgeht. Dennoch ist es auch für kleine Betriebe essenziell, konstant am Ball zu bleiben und neue Entwicklungen im Technologiebereich in die Geschäftsmodelle zu integrieren, denn die digitale Transformation macht keinen Halt und es gilt, den Anschluss an den Mitbewerb nicht zu verlieren“, kommentiert Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich, die Studienergebnisse.
Rund jedes vierte österreichische Unternehmen will in den kommenden zwei Jahren in Cloud Computing bzw. in Data Analytics investieren – im Vorjahr war der Anteil Investitionswilliger deutlich geringer (Cloud 16 Prozent, Data Analytics 12 Prozent). Ein Fünftel möchte im Bereich Automatisierung aufstocken, jeder siebte Betrieb plant, Künstliche Intelligenz einzusetzen. Dabei liegt der Fokus auf dem Aufbau digitaler Kundenbeziehungen, dem Einsatz von mobilen Endgeräten und analytischen Werkzeugen, um die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden besser zu verstehen bzw. die Angebote zu personalisieren. Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden Jahren nicht in weitere digitale Technologien investieren will, ist gegenüber dem Vorjahr deutlich von 49 auf 38 Prozent gesunken.
Jedoch verorten immer mehr Unternehmen Hindernisse, die sie von einer Investition in die Digitalisierung des eigenen Geschäfts abhalten. Ein Drittel gibt an, Schwierigkeiten zu haben, im Vorjahr waren es noch 19 Prozent. Bei gewünschten, aber nicht durchführbaren Investitionen machen vor allem der Fachkräftemangel und begrenzte finanzielle Ressourcen einen Strich durch die Rechnung.
Große und kleine Player der österreichischen Wirtschaft verfolgen sehr unterschiedliche Wege, was den Stellenwert der Digitalisierung für das eigene Geschäft anbelangt: Digitale Technologien sind für Geschäftsmodelle von Unternehmen mit Jahresumsätzen jenseits der 30 Millionen Grenze deutlich wichtiger geworden als für Unternehmen mit weniger als zehn Millionen Euro Jahresumsatz. Der Anteil der Unternehmen, die digitalen Technologien eine sehr große Bedeutung zuweisen, fällt bei größeren Unternehmen mit 48 Prozent auch deutlich höher aus als bei Unternehmen mit Jahresumsätzen unter zehn Millionen Euro (18 Prozent). Hier ist eine Trendwende eingekehrt, denn bei der Vorjahreshebung lag der Anteil der Unternehmen, der digitalen Technologien eine mittelgroße oder sehr große Bedeutung beimisst, bei größeren Unternehmen mit 82 Prozent nicht viel höher als bei Unternehmen mit Jahresumsätzen unter zwei Millionen Euro (78 Prozent).
Die meisten Unternehmen – unabhängig von der Umsatzkategorie – sind sich aber einig, dass dem technologischen Fortschritt eine große Bedeutung zuzuschreiben ist. Im Vergleich zu Vorjahreserhebung ist der Anteil jener, die in der zunehmenden Digitalisierung eine Chance sehen, jedoch von 77 auf 59 Prozent gesunken.
Allerdings bewertet nur ein sehr geringer Anteil der heimischen Betriebe diesen Trend als Risiko (7 Prozent). Vor allem große Unternehmen sehen Chancen in der zunehmenden Digitalisierung. Größere Betriebe mit Jahresumsätzen jenseits der 30-Millionen-Marke bewerten die steigende Digitalisierung im Durchschnitt deutlich häufiger als Chance als kleinere Unternehmen.
Nur jedes zweite Unternehmen in Österreich sieht die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung bezogen auf den eigenen Standort als positiv – das sind deutlich weniger als vor einem Jahr, als der Anteil bei 63 Prozent lag. 2021 bewerteten diese sogar 72 Prozent positiv, 16 Prozent als ausgezeichnet. Betrachtet man die Bundesländer, sind Unternehmen in Wien am zufriedensten mit den Standortbedingungen für Digitalisierung, gefolgt vom Burgenland. Am unzufriedensten mit den Rahmenbedingungen für die Digitalisierung sind Unternehmen in Tirol und Kärnten.
„Eine stabile und leistungsstarke Digital-Infrastruktur ist für Unternehmen im Wettbewerb zentral, genauso wichtig sind aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, gerade wenn man an den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und den damit verbunden AI Act betrachtet. Wir laufen hier Gefahr, gerade für kleinere Unternehmen zu große Hürden aufzubauen und damit den Wirtschaftsstandort Österreich zu schwächen“, so Mayer abschließend.