Wie Unternehmen Business und IT mit Network Functions Virtualization in Einklang bringen, erklärt Frank Kölmel
Viele der heutigen Rechenzentren beruhen auf Technologien, die vor mehr als 20 Jahren implementiert wurden. Zu einer Zeit also, in der man von Cloud Computing noch nicht einmal zu träumen wagte. Somit ist es nicht verwunderlich, dass veraltete Infrastrukturen den geschäftlichen Ansprüchen von heute nicht mehr genügen.
Um die wachsenden Anforderungen an das Netzwerk und die immensen Datenmengen stemmen zu können, wurden schon viele Bereiche virtualisiert, sei es Server, Desktop oder jetzt auch das Netzwerk selbst. Doch hat sich jüngst auf dem Telekommunikationsmarkt – einer Branche, in der es besonders schnell auf neue Anforderungen zu reagieren und Services dementsprechend anzupassen gilt – eine neue Form von Virtualisierung herauskristallisiert: Network Functions Virtualization (NFV), die Virtualisierung einzelner Funktionen im Netzwerk.
Software-defined.
Aus technischer Sicht werden durch NFV einzelne Funktionen von ihrer proprietären Hardware losgelöst und in (Standard-)Software integriert. Während zuvor für die Umsetzung neuer Dienste im Unternehmen meist auch neue Hardware nötig war (damit einhergehend mehr Platz im Rechenzentrum, sowie höhere Strom- und Betriebskosten), kann mit NFV nun für dieselben Funktionen wesentlich günstigere Software eingesetzt werden. Die von der dedizierten Hardware losgelösten Funktionen werden dabei in Software implementiert und laufen gesammelt auf einer einzigen Plattform zusammen. Auf dieser NFV-Plattform, die auf einer flexiblen Netzwerkinfrastruktur basiert, können beliebig viele Anwendungen und Dienste jeder Art zentral und automatisiert verwaltet werden.
Foto: Brocade
Der Einsatz von NFV führt für Unternehmen zu zahlreichen Business-Vorteilen:
- Agilität: Für Service-Provider ist Schnelligkeit ein besonderes Kriterium. Software-basierte Anwendungen können mit der hohen Innovationsgeschwindigkeit in der Technologie standhalten und neue, innovative Applikationen schnell realisieren, ohne, dass zusätzliche Geräte implementiert werden müssen. Dies resultiert aus der hohen Agilität flexibler Netzwerkinfrastrukturen, auf denen NFV läuft. Durch die zentrale und damit vereinfachte Steuerung der virtualisierten Funktionen, können neue Services deutlich schneller bereitgestellt werden, und somit die Time-to-Market um ein Wesentliches verkürzt werden. Die Agilität von NFV geht daher mit einem direkten Wettbewerbsvorteil einher.
- Flexible Bedienbarkeit: Alle virtualisierten Funktionen laufen auf einer einzigen und einheitlichen Plattform zusammen, die Applikationen und Anwender unterschiedlichster Art verwaltet. Dadurch wird eine Automatisierung der Verwaltung begünstigt. Ressourcen können effizienter aufgeteilt und Anwendungen besser an bestimmte Bedürfnisse spezifischer Kundengruppen zugeschnitten und skaliert werden. Darüber hinaus ist es durch NFV möglich, Applikationen nur dann bereitzustellen, wenn sie wirklich benötigt werden, und bei Nichtbedarf wieder abzuschalten. Durch die Automatisierung verbessern sich nicht nur Bereitstellungs- und Konfigurationszeiten, auch die Komplexität der Verwaltung wird reduziert. So nehmen auch Fehler durch manuelle Eingriffe drastisch ab.
- Gesamtkostenreduktion: Neben Flexibilität und Agilität ist der Kostenfaktor einer der größten Vorteile von NFV. Und dies aus zwei Gründen: Zum einen trägt NFV dazu bei, Betriebs- und Kapitalkosten zu senken. Teure Hardware und die Anschaffung neuer Geräte, die zuvor für den Ablauf spezifischer Funktionen benötigt wurden, werden hinfällig. Und auch durch die vereinfachte Wartung der Infrastruktur entfallen laufende Kosten. Zum anderen können mit dem Einsatz von NFV neue Geschäftsmodelle verfolgt, Innovation schneller umgesetzt und dadurch – bei gleichzeitiger Senkung der Gesamtkosten – Einnahmen erhöht werden.
Für Unternehmen bedeutet NFV letztendlich, ihre IT an die Anforderungen ihres Business anzupassen und sich dadurch auf dem Markt einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Innovation ist dabei die treibende Kraft – angefangen im eigenen Netzwerk bis hin zum Unternehmenserfolg in schwarzen Zahlen.